Ratgeber
Im industriellen und gewerblichen Umfeld spielt die Leistungsfähigkeit eines Computers nach wie vor eine wichtige Rolle. Aber dennoch gibt es viele Anwendungen, die mit geringer Power auskommen.
Das Auslesen von Sensoren und das Steuern von Aktoren beispielsweise. In diesem Umfeld ist der Single Board Computer Raspberry Pi 3 B+ zu Hause. Er ist preiswert, sehr klein und lässt sich ausgesprochen flexibel programmieren. Lesen Sie hier, was der millionenfach verkaufte Mini-Rechner „unter der Haube“ hat.
Der Raspberry Pi 3 und der Raspberry Pi 4 unterscheiden sich in mehreren wesentlichen Bereichen. Dazu gehören vor allem Leistung, Anschlüsse und unterstützte Funktionen. So verwendet der Raspberry Pi Model 3 einen Quad-Core ARM Cortex-A53 mit 1,2 GHz Taktrate oder – in der Version 3B+ – 1,4 GHz. Der Pi 4 verwendet dagegen den leistungsstärkeren Quad-Core ARM Cortex-A72 mit 1,5 GHz. Auch beim RAM bietet der Model 4 mehr, und zwar wahlweise 2 GB, 4 GB oder 8 GB statt 1 GB wie beim Model 3.
Beide Typen verfügen über USB-Ports, beim Pi 3 alle nach dem Standard 2.0. Der Pi 4 bietet zwei USB 2.0-Ports und zwei USB 3.0-Ports für schnellere Datenübertragungen. Auch beim Video hat der 4er die Nase vorn: Er unterstützt bis zu 4K-Auflösung bei 60 Hertz Bildwiederholrate und bietet zwei Micro-HDMI-Ausgänge, um zwei Monitore anzuschließen. Der 3er liefert dagegen über HDMI „nur“ Full HD mit 1028p. Ähnliches betrifft die Netzwerkgeschwindigkeit, sie liegt beim Pi 3 bei 10/100 Mbit/s, beim Pi 4 bei 1 Gbit/s. Bei Bluetooth und WLAN sind die Unterschiede nicht ganz so groß: Der Pi 3 nutzt die Bluetooth-Version 4.1 und WLAN mit 2,4 GHz, der Pi 4 Version 5.0 und zusätzlich das 5-GHz-Netz. Bei Interferenzen mit WLANs in der Nachbarschaft ist ohnehin die Anbindung über LAN und Ethernet vorzuziehen. Die Grafik beim 4er wiederum deutlich besser. Sein VideoCore VI erlaubt den Anschluss von zwei 4K-Monitoren, der VideoCore IV des Pi 3 nur den eines Full-HD-Displays.
Fazit: Während der Raspberry Pi 4 es durchaus mit einem ausgewachsenen Desktop-PC aufnehmen kann und übliche Office-Pakete souverän beherrscht, ist der Pi 3 eher für spezielle Kontroll- und Steuerungsaufgaben prädestiniert, allen voran das Internet-of-Things oder kurz IoT.
Grundsätzlich gilt: Beim Pi 3 sollte zumindest die CPU mit einem Kühlkörper versehen werden, auch beim Grafikchip sorgt er für bessere Temperaturverhältnisse. Optimal ist ein Gehäuse mit eingebautem Lüfter. Eigene Netzteile sind nur dann zu verwenden, wenn sie am Ausgang sowohl die benötigte Spannung als auch die nötigen Stromstärke bereitstellen können. In der Regel ist das mitgelieferte Netzteil für die Stromversorgung ausreichend.
Wie viel Speicherplatz hat der Raspberry Pi 3 B+?
Alle Raspberry kommen ohne eingebauten Speicherplatz in den Handel, sie unterscheiden sich damit von herkömmlichen Computern mit einer Festplatte oder SSD. Stattdessen verwendet er eine microSD-Karte als primäres Speichermedium, auf der das Betriebssystem und alle Daten gespeichert werden. Die Größe der verwendbaren microSD-Karte hängt von der Kapazität der Karte selbst ab.
Typischerweise unterstützen der Raspberry Pi 3B und sein Nachfolger mit Pluszeichen am Ende microSD-Karten bis zu 32 GB im Standardformat. Mit der richtigen Formatierung und einer geeigneten Karte lassen sich auch größere microSD-Karten mit 64 GB oder sogar 128 GB verwenden.
Welcher Prozessor eignet sich?
Die Wahl eines geeigneten Prozessors für den Raspberry Pi 3 B+ hängt von der Art der umzusetzenden Projekte ab. Der Pi 3 B+ verwendet von Haus aus den Broadcom BCM2837B0, einen Quad-Core ARM Cortex-A53 Prozessor mit einer Taktfrequenz von 1,4 GHz.
Da es sich beim Raspberry Pi um einen Computer mit einer einzigen Platine handelt, lässt sich der Prozessor nicht austauschen. Man ist also auf den verbauten Prozessor beschränkt. Für die meisten Anwendungen und Projekte, die auf dem Raspberry Pi 3 B+ laufen, ist der integrierte Broadcom ausreichend leistungsfähig.
Für komplexere Projekte, die mehr Rechenleistung erfordern – dazu gehören beispielsweise KI- oder maschinelles Lernen, 4K-Videoverarbeitung, oder Virtualisierung –, wäre es jedoch sinnvoll, über einen Umstieg auf den leistungsstärkeren Raspberry Pi 4 mit seinem schnelleren ARM Cortex-A72 Prozessor nachzudenken.
Wenn Sie allerdings Anwendung planen, die mit dem Raspberry Pi 3 B+ und dem verbauten Prozessor an ihre Leistungsgrenzen stoßen, können Sie du auch Software-Optimierungen vornehmen, zum Beispiel durch Übertakten. Das ist allerdings ist mit Vorsicht zu genießen, da es die Lebensdauer des Prozessors beeinträchtigen kann.
Für den Raspberry Pi 3 B+ gibt es verschiedene Betriebssysteme, je nach Anforderungen des Projekts. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang das Hilfsprogramm NOOBS. Es ermöglicht Anfängern in der Programmierung die einfache Installation von Software-Komponenten.
Raspberry Pi OS, das früher Raspbian
Das offizielle Betriebssystem für Raspberry Pi. Es basiert auf Debian und ist speziell für den Raspberry Pi optimiert. Raspberry Pi OS ist leichtgewichtig und gut für Anfänger geeignet. Raspberry Pi OS mit Desktop besitzt eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) und erlaubt den Einsatz als normalen Computer. Für minimalistische Installationen ohne GUI reicht das Raspberry Pi OS Lite aus.
Ubuntu
Ubuntu bietet eine ARM-Version für den Raspberry Pi an, geeignet auch für den Pi 3 B+. Es ist ein vielseitiges und weit verbreitetes Betriebssystem, das sich für eine Vielzahl von Anwendungen verwenden lässt. Ubuntu Server ist für den Raspberry Pi 3 B+ ideal, da es keine grafische Benutzeroberfläche besitzt und daher ressourcenschonend arbeitet.
LibreELEC
Eine minimalistische Linux-Distribution, die speziell für Kodi entwickelt wurde. Wenn Sie den Raspberry Pi 3 B+ in erster Linie für die Wiedergabe von Videos und Multimedia-Inhalten nutzen möchten, ist LibreELEC eine hervorragende Wahl.
Home Assistant
Dabei handelt es sich um eine Plattform für die Hausautomatisierung, die mit einer Vielzahl von Smart-Home-Geräten zusammenarbeitet.
DietPi
Eine extrem leichte Linux-Distribution, die speziell für den Einsatz auf Single-Board-Computern wie dem Raspberry Pi entwickelt wurde. Sie bietet eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten und vorinstallierte Softwarepakete.
Der Raspberry Pi 3 B+ ist ein vielseitiger und preiswerter Einplatinencomputer, der für viele verschiedene Projekte und Anwendungen meistert. Hier sind einige gängige Einsatzmöglichkeiten:
Media Center
Sie können den Raspberry Pi 3 B+ in ein Media Center für Filme, Musik und Streaming-Dienste verwandeln, indem Sie Software wie Kodi oder LibreELEC installieren.
Webserver
Der Raspberry Pi 3 B+ kann durchaus als Webserver genutzt werden. Software wie Apache, NGINX oder Node.js lässt sich problemlos installieren.
Smart Home Hub
Der Raspberry Pi 3 B+ eignet sich sehr gut als kleine und zuverlässige als Zentrale für die Büroautomatisierung. Mit Software wie Home Assistant, OpenHAB oder Domoticz lässt sich der Pi in ein Smart-Home-Hub verwandeln, der verschiedene Geräte steuert.
Netzwerküberwachung
Mit Tools wie Nagios oder Zabbix ist die Überwachung des Netzwerkverkehrs möglich.
IoT-Projekte
Der Raspberry Pi 3 B+ eignet sich hervorragend als Plattform für IoT-Projekte. Er kann mit Sensoren, Aktoren und verschiedenen Modulen wie GPS, Kameras oder Temperatursensoren verbunden werden.
VPN-Server
Der kleine Rechner ist auch als VPN-Server zu gebrauchen, der einen sicheren Zugang zum Internet bietet. OpenVPN oder WireGuard sind beliebte Softwarelösungen für diesen Zweck.
Dateiserver
Mit Software wie Samba oder Nextcloud lässt sich der Raspberry Pi 3 B+ in einen kleinen Büro-Server (NAS) verwandeln, der als zentraler Speicherort für Dateien im Netzwerk dient.
Programmier- und Lernplattform
Bekannt ist der Raspberry Pi 3 B+ ist als großartige Plattform, um Programmieren zu lernen. Er unterstützt viele Programmiersprachen wie Python, Java, C und Scratch und bietet durch die GPIO-Pins eine ideale Schnittstelle für Hardwareprogrammierung und Robotikprojekte.
Überwachungskamera
Mit einer angeschlossenen Kamera und der passenden Software wie MotionEyeOS) ist der Pi 3 B+ in ein Überwachungssystem zu verwandeln.
KI und Machine-Learning-Projekte
Obwohl der Raspberry Pi 3 B+ nicht so leistungsfähig wie dedizierte KI-Hardware ist, lassen sich dennoch einfache KI- und Machine-Learning-Projekte umsetzen. Software wie TensorFlow Lite ermöglicht grundlegende Machine-Learning-Modelle auf dem Pi.
Wetterstation
Mit Sensoren zum Beispiel für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck lässt sich der Raspberry Pi 3 B+ als Wetterstation nutzen, die Umweltdaten sammelt und anzeigt.