Ratgeber
Wand- und Installationsgehäuse dienen der Aufnahme von elektronischen Bauteilen oder Modulen. Sie werden in der Elektrotechnik vielfach genutzt und können unterschiedlich ausgeführt sein. Welche Typen von Wand- und Installationsgehäusen gängig sind und worauf bei der Auswahl zu achten ist, verraten wir Ihnen in unserem Ratgeber.
Wand- und Installationsgehäuse geben elektrischen und elektronischen Bauteilen quasi ein „Zuhause“. Sie ermöglichen es, Kabel, Taster, Schalter oder andere Komponenten schnell und komfortabel zu installieren und miteinander zu verbinden.
Die Bauteile werden im Inneren des Gehäuses fixiert und sind vor äußeren Umwelteinflüssen und Berührung geschützt. Im Regelfall bestehen Wand- und Installationsgehäuse aus Kunststoff (ABS, Polycarbonat, Polyester etc.) oder Metall, beispielsweise Edelstahl, Stahlblech oder Aluminium.
Sie haben eine quadratische oder rechteckige Bauform und werden mit einer Tür oder einem Deckel verschlossen. Viele Gehäuse sind mit Kabelöffnungen und/oder Vorrichtungen für die Integration von Tastern, Displays, Messinstrumenten oder anderen Bauteilen ausgestattet.
Einschübe in standardisierten Rastern ermöglichen es, Platinen, Löt- oder Klemmleisten einfach zu installieren und an Ort und Stelle zu halten.
Neben vorgefertigten Wand- und Installationsgehäusen gibt es Modelle, die vollkommen unkonfektioniert sind. Sie werden als Leergehäuse bezeichnet.
Wandgehäuse als Unterart von Installationsgehäusen
Wandgehäuse sind eine spezielle Ausführung von Installationsgehäusen. Sie sind für die Montage an der Wand konzipiert und häufiger mit einer Tür als einem Deckel ausgestattet.
Zwei klassische Beispiele für Wandgehäuse sind der Schaltschrank und der Sicherungskasten.
Sie dienen dazu, eine übersichtliche elektrische Verbindung zwischen Komponenten herzustellen oder den Zugang zu potenziell gefährlichen oder empfindlichen elektronischen Systemen zu sichern.
Die Installation von Wandgehäusen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Eine Methode ist, Löcher durch die Rückseite des Gehäuses zu bohren, um es mit der Wand zu verschrauben. Eine Montage ohne Bohren ist ebenfalls möglich, etwa mithilfe von Wandhalterungen. Dabei kann es sich um Schienensysteme handeln, die an der Wand befestigt werden und in die das Gehäuse anschließend eingesetzt wird.
Solche Lösungen erweisen sich als vorteilhaft, wenn der Gehäuseschutz im Fall einer Bohrung beeinträchtigt würde. Befestigungsmaterial für Wandgehäuse liegt in vielen Fällen als Zubehör anbei.
EMV-Gehäuse
Die Abkürzung EMV steht für elektromagnetische Verträglichkeit. Diese ist gegeben, wenn elektronische Komponenten in unmittelbarer Nähe zueinander betrieben werden können, ohne dass sie sich durch ihre elektromagnetische Strahlung gegenseitig beeinträchtigen.
EMV-Gehäuse bieten eine besonders hohe Abschirmung und eignen sich für Schaltanlagen oder IT-Anwendungen, die in besonderem Maß elektromagnetischen Störfeldern ausgesetzt sind.
Installationsverteiler
Installationsverteiler gehören zu den Stromkreisverteilern. Sie dienen dazu, elektrische Energie auf einzelne Stromkreise einer elektrischen Anlage zu verteilen.
Häufig werden sie für Industrie- und Gebäudeinstallationen (Wohnungsverteiler) genutzt. Installationsverteiler können als Abzweigkasten, Wandschrank oder Standschrank realisiert sein.
Server-/Netzwerkschrank
Server- und Netzwerkschränke sind speziell für EDV- und Telekommunikationsanwendungen vorgesehen.
Sie dienen dazu, IT- oder Netzwerkkomponenten wie Router, USV-Systeme, Rechner, Server, Stromverteilereinheiten oder Netzteile übersichtlich zu arrangieren und stellen die Knotenpunkte mittlerer bis großer Netzwerke dar.
Server- und Netzwerkschränke können als Stand- oder Wandschränke realisiert sein und sind in unterschiedlicher Höhe, Breite und Tiefe erhältlich.
Modelle, die in Rechenzentren zum Einsatz kommen, sind standardmäßig bis zu 2 Meter hoch. Sie lassen sich mithilfe einer Tür oder abnehmbaren Seitenwänden öffnen und schließen. Wandgehäuse-Netzwerkschränke sind kleiner gebaut und bieten dementsprechend weniger Komponenten Platz, da auch die Tragfähigkeit der Wand berücksichtigt werden muss.
Reihenklemmengehäuse
Reihenklemmengehäuse sind für die Aufnahme von Reihenklemmen konzipiert, mit deren Hilfe ein- und abgehende Leitungen miteinander verbunden werden können. Sie ermöglichen es, Verteiler- und Schaltkästen übersichtlich zu verdrahten und werden darüber hinaus zum Potenzialausgleich, zum Trennen von Stromkreisen und für viele weitere Zwecke genutzt.
Bei der Auswahl von Elektronikgehäusen spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wichtig ist, dass das Gehäusematerial den Anforderungen der Anwendung und der Umgebung entspricht, etwa in Hinblick auf die Temperatur- oder UV-Beständigkeit.
Des Weiteren gilt es, die konkreten Abmessungen (Höhe/Breite/Tiefe) zu beachten, insbesondere dann, wenn das Gehäuse für den Einbau vorgesehen ist und dementsprechend bestimmte Maße zu erfüllen hat.
Bei Wandgehäusen ist darauf zu achten, dass im bestückten Zustand die maximale Traglast der Wand nicht überschritten wird.
Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Auswahl von Elektronikgehäusen ist die IP-Schutzart. Sie gibt an, inwieweit das Gehäuse vor Feuchtigkeit, Staub und Berührung geschützt ist. Wandgehäuse und Installationsgehäuse sind mit einer Vielzahl von IP-Schutzarten erhältlich. Das Angebot reicht von einfachen Gehäusen für den Gebrauch im Innenbereich (IP20 bis 40) bis hin zu sehr robusten Industriegehäusen (IP66 und höher).
Es muss übrigens nicht immer ein konfektioniertes Gehäuse sein. Zwar sind Modelle mit integrierten Aufnahmevorrichtungen sehr unkompliziert zu handhaben, weil sie sofort einsatzbereit sind und nur noch bestückt werden müssen, mehr Flexibilität bieten jedoch Leergehäuse. Sie können mithilfe von Zubehör wie Montageschienen und Montageplatten individuell eingerichtet und auf diese Weise für die Elektroinstallation maßgeschneidert werden.
Unser Praxistipp: Maßhaltigkeit und Materialverhalten bei der Wandmontage beachten
Bei der Montage eines Wandgehäuses sind maßhaltige und ausrissfreie Bohrungen und Schraubgewinde das A und O. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gehäuse unmittelbar an der Wand oder mittelbar mithilfe von Montagehalterungen angebracht wird. Sind die Bohrungen unpräzise, können sich Wandgehäuse bzw. Halterung verziehen. Gleiches gilt, wenn das Wandmaterial unbeständig ist und durch Temperaturveränderungen, Feuchtigkeit oder Korrosion schrumpft oder sich ausdehnt.
Warum werden Elektronikgehäuse überwiegend in Grau oder Lichtgrau angeboten?
Elektronikgehäuse werden in normierten Farben, den sogenannten RAL-Farben, hergestellt. Das RAL-System weist jeder Farbe eine Nummer zu, wodurch sie sich eindeutig zuordnen und kommunizieren lässt. Zwischen Schwarz und Weiß listet das RAL-System 38 Grautöne, darunter Lichtgrau (RAL 7035).
Für manche Elektronikgehäuse wie Schaltschränke hat sich Lichtgrau als Standardfarbe etabliert. Das hat unter anderem damit zu tun, dass der Farbton als relativ reizarm betrachtet wird und dennoch gut von Weiß unterscheidbar ist. Lichtgrau ist übrigens auch die Farbe von ICEs und ICs der Deutschen Bahn.
Was ist ein Rack?
Als Rack wird ein Server-Regal in Form eines offenen Gestells bezeichnet, in das die Netzwerkkomponenten untergebracht werden. Racks sind separat aufstellbar, können aber auch in ein Gehäuse oder in einen Schrank integriert werden.
Aus welchem Material sollten Installationsgehäuse bestehen, die im Außenbereich verwendet werden?
Sowohl Kunststoffe als auch Metalle können als Materialien für den Außenbereich geeignet sein. Polycarbonat und ABS beispielsweise sind äußerst witterungsbeständig und robust. Gleiches gilt für Aluminiumdruckguss und Edelstahl.
Ausschlaggebend für die Outdoor-Tauglichkeit ist immer die Schutzart. Mithilfe von hochwertigen Dichtungen können Gehäuse aus Aluminium oder Polycarbonat Schutzarten bis IP69 aufweisen.