Ratgeber
Lüsterklemmen gehören seit Jahrzehnten zu den Basiselementen der Elektrotechnik. Nahezu jede Elektrofachkraft hatte – und hat immer noch – solche Schraubklemmen in der Werkzeugtasche.
Was diese kleinen und eher unscheinbaren Hilfsmittel auszeichnet und wo man sie einsetzt lesen Sie hier ebenso wie praktische Hinweise für die Montage.
Lüsterklemmen sind recht einfache Steckverbinder für elektrische Kabel. Ihren Namen erhielten sie im Zug der Elektrifizierung vor allem von elegant ausgestatteten Wohnräumen gegen Ende des 19. Jahrhundert. Die seinerzeit überaus beliebten Kronleuchter – auch Lüster genannt – wurden mit Lüsterklemmen an das Stromnetz des Hauses angeschlossen.
Eine Lüsterklemmen besteht aus einem Block aus Isoliermaterial wie Porzellan, Keramik oder Kunststoff. In diesem Block sind Metallröhrchen mit beidseitig senkrecht durch eine Wandverdickung verlaufenden Bolzen eingesetzt, in die ein Gewinde geschnitten wurde. In den Gewinden stecken Schrauben für einfache oder Kreuzschlitz-Schraubendreher. Schraubklemmen aus Kunststoff gibt es sowohl einzeln als auch in Blockform mit bis zu 24 Anschlüssen. Je nach Bedarf lassen sich aus dem Block miteinander verbundene Schraubklemmen herausschneiden. Am häufigsten verwendet wird die 3-polige Variante, entsprechend den drei Adern Außenleiter, Nulleiter und Schutzleiter.
In jedes Ende der Metallrohre lassen sich Drähte einführen und unter die Schrauben klemmen, so dass beide durch das Rohr elektrisch verbunden sind. Die Montage der Schraubverbindungen erfordert eine gewisse Sorgfalt. Dazu gehört, dass die Isolierung ordnungsgemäß entfernt wird, alle feinen Drahtlitzen enthalten sind und die Schraube ausreichend fest angezogen ist.
Wenn der Drahtdurchmesser der Drahtenden im Verhältnis zur Größe der Schraube zu klein ist, kann die Leitung durch zu starkes Anziehen der Schraube brechen.
Da der Schraubenkopf einer Lüsterklemme in der Regel die Litzen nicht alle herunterdrücken kann, sollte sie in eine Aderendhülse gecrimpt werden. Das gleicht die Wirtschaftlichkeit eines "blanken" Drahtanschlusses teilweise aus.
Crimpen ist in jedem Fall dem Verzinnen der Drahtenden mit Lot vorzuziehen, und zwar aus einem einfachen Grund: Sollte die angeschlossene Leuchte eine hohe Stromaufnahme erfordern – das ist beispielsweise bei großen Halogenstrahlern der Fall – können sich die Drähte in der Lüsterklemme erhitzen. Das Lot würde dadurch wieder flussfähig, was zu einer losen Verbindung und Brandgefahr führt. Zum Schutz der Drahtseele wird stattdessen häufig ein Metallstreifen zwischen Schraube und Draht gelegt, einige Lüsterklemme sind bereits werksseitig damit ausgestattet.
Zunächst wird ein Stück der Drahtisolierung sorgfältig und ohne den Draht zu beschädigen mit einer Abisolierzange entfernt. Dabei ist zu beachten, dass Lüsterklemmen in der Regel eine Tiefe von etwa 17 Millimetern besitzen. Das bedeutet: Der Draht darf maximal 8 Millimeter abisoliert sein, so dass kein blanker Draht außerhalb der Klemme verbleibt. Eine Lüsterklemme gilt jedoch nicht als ausreichend berührungsgeschützt und muss daher – bei anliegender Netzspannung – innerhalb eines Gehäuses montiert sein. Zudem bietet eine Lüsterklemme keine Zugentlastung. Man sollte daher nicht einfach eine Lampe an die Klemme hängen.
In einem leeren Haus oder in einer leeren Wohnung sollte eine Lüsterklemme an der blauen, schwarzen beziehungsweise braunen und der gelb-grünen Installationsleitung angebracht sein – oder sie muss nachgerüstet werden. Deshalb ist es besser, bei einem Umzug die Lüsterklemmen an den Installationsdrähten zurückzulassen, damit die neuen Bewohner keine blanken und damit gefährlichen Drähte an der Decke vorfinden. Dies mag offensichtlich erscheinen, aber in der Praxis werden die Klemmen oft beim Auszug mitgenommen.
Es gibt zwei Arten von Lüsterklemmen: Die Grundausführung mit Schrauben zur Fixierung der Drähte und sogenannte Federkraftklemmen. Bei Letzteren sorgt eine Stahlfeder für den sicheren Halt der Drähte, da nach dem Einführen der Drahtenden diese durch die Selbsthemmung der Feder nicht mehr herausgezogen werden können.
Schraubklemmen sind im Vergleich zu Federkraftklemmen kostengünstig und lassen sich leicht in Produkte für Stromkreise einbauen, die Ströme von einem Bruchteil eines Ampere bis zu mehreren hundert Ampere bei niedrigen bis mittleren Frequenzen führen. Die Klemmen lassen sich im Feld leicht wiederverwenden und ermöglichen den Austausch von Drähten beziehungsweise Geräten mit Standard-Handwerkzeugen. Richtig angezogen, sind die Verbindungen physikalisch und elektrisch sicher, da sie einen großen Abschnitt des Drahtes fest kontaktieren.
Zu den Nachteilen gehört die Zeit fürs Abisolieren der Drähte. Außerdem ist darauf zu achten, dass Litzendrähte im Uhrzeigersinn „gezwirbelt“ sind. Ansonsten kann es passieren, dass die feinen Drähtchen beim Hereindrehen der Schrauben auseinandergedrückt werden oder sogar aus der Klemme herausragen. Bei Klemmen mit Metallplättchen zur Drahtfixierung ist diese Gefahr allerdings deutlich geringer.
Klassische Lüsterklemmen eignen sich somit bevorzugt für dauerhafte elektrische Verbindungen, bei denen der Zeitaufwand für die Montage nur eine untergeordnete Rolle spielt. Federkraftklemmen sind hier zeitlich eindeutig vorteilhafter. Bei ihnen ist der Draht lediglich abzuisolieren, gegebenenfalls zu verzwirbeln und dann einzuführen. Hinzu kommt, dass der Schraubmechanismus die minimale physische Größe einer Klemme begrenzt. Schraubklemmen sind daher bei sehr viele Anschlüssen auf engstem Raum weniger nützlich. Nicht zuletzt können Vibrationen oder Korrosion dazu führen, dass sich eine Schraubverbindung mit der Zeit verschlechtert.
FAQ – häufig gestellte Fragen
Dürfen Lüsterklemmen auch in Schaltschränken oder Stromverteilern verwendet werden?
Laut der VDE-Norm 0100-520 (Errichten von Niederspannungsanlagen) sind in Deutschland Lüsterklemmen oder andere lose Klemmen nicht zur Verbindung von Leitern in Verteilern zugelassen. Hier sind fix montierte Reihenklemmen oder Klemmleisten zu verwenden.
Warum gibt es noch immer die altmodisch wirkenden Klemmen aus Porzellan?
Porzellan ist überaus hitzebeständig. Sie eignen sich deshalb hervorragend beispielsweise für die Installation von Halogenleuchten, deren relativ hoher Strombedarf zusammen mit der von Halogenlampen erzeugten Wärme einfachen Lüsterklemmen thermisch zusetzen könnte.