Ratgeber
Lange Zeit war der Fernseher ein für sich alleinstehendes Gerät, doch mittlerweile werden Systeme im Smart Home immer stärker vernetzt und das betrifft seit einigen Jahren auch TV-Geräte. Wo ältere Generationen noch den Videotext genutzt haben, greifen jüngere Menschen heute mit HbbTV auf interaktive Dienste zu.
Wofür steht HbbTV und welche Voraussetzungen benötigt der Fernseher? Welche Vorteile hat das System und gibt es auch Nachteile zu beachten? Wir geben Ihnen im Ratgeber einen Überblick über das Thema
HbbTV ist die Kurzform für Hybrid Broadcast Broadband TV.
Das Hauptmerkmal zeigt sich im Wort „Hybrid“, da es sich um eine Verbindung des klassischen TV-Programms mit interaktiven Elementen wie Video-on-Demand oder Spielen handelt. Nutzerinnen und Nutzer können wie gewohnt Fernsehen gucken und zugleich Streaming-Angebote jeglicher Art nutzen.
Der zweite entscheidende Bestandteil im Namen Hybrid Broadcast Broadband TV ist „Broadband“. Dieser Begriff gibt an, dass HbbTV über verschiedene Verbreitungswege genutzt werden kann: von Kabel über Satellit bis Antenne.
Die erste Version des HbbTV erschien als „Version 1.0“ im Juni 2010. Das Projekt begann als paneuropäische Initiative des deutsch-österreichisch-schweizerischen Instituts für Rundfunktechnik gemeinsam mit SES Astra (Satellitenbetreiber), Philips und dem Softwareunternehmen ANT.
2010 waren zunächst Hybrid-TV-Geräte das Ziel, um Internet über Schnittstellen einzubinden. Es folgte nach einer verbesserten Version 1.5 schließlich 2015 die Freigabe der Version 2.0, und zur Anpassung an die Anforderungen aus dem Vereinigten Königreich und Italien die Version 2.0.1.
Den heutigen HbbTV Standard gibt es seit 2017 in der Version 2.0.2, die weitere Fehler behob. HbbTV 2.0.3 soll noch 2021 erscheinen.
Gut zu wissen: Was kostet HbbTV?
Der eigentliche Dienst ist kostenlos. TV-Sender bieten digitale Service-Leistungen wie etwa ihre Mediatheken allen Zuschauerinnen und Zuschauern an. Kosten entstehen im Rahmen der Internetnutzung und bei der Anschaffung der Hardware.
Als interaktives Smart-TV muss der Fernseher einen Internetzugang besitzen. Sie benötigen Breitband-Internet mit mindestens 2 MBit/s. Die Praxiserfahrung zeigt, dass ab 10 MBit/s das Nuten am angenehmsten ist.
Ist Breitband-Internet vorhanden, ist eine von zwei Voraussetzungen erfüllt. Um Smart-TV nutzen zu können, bedarf es außerdem der nötigen Hardware. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: der Kauf eines HbbTV-Geräts oder eines HbbTV-Receivers.
Begriffliche Abgrenzung zu Digitalfernsehen
Die Begriffe HbbTV und digitales Fernsehen werden manchmal synonym benutzt. Das Fernsehen ist jedoch (seit 2019) immer digital. Analoge Sender gibt es nicht mehr. Während also das TV-Signal immer digital ausgestrahlt wird, ist HbbTV der Standard, der dieses Fernsehen mit dem Internet verbindet.
Fernseher mit HbbTV
Die meisten Hersteller bieten inzwischen Fernseher an, die über eine HbbTV-Funktion verfügen. Dank HbbTV-Standard ist im Fernseher eine Schnittstelle für WLAN und/oder LAN vorhanden.
Die Smart-TVs nutzen Fernbedienungen, die den berühmten „Red Button“ besitzen. Gemeint ist damit ein roter Knopf, der die Verbindung zum Internet und damit zu den medialen Zusatzinhalten wie Mediatheken ermöglicht. Sender blenden häufig während laufender TV-Sendungen ein, wenn zusätzliche Features abrufbar sind.
Upgrade durch Receiver
Ein älteres TV-Gerät kann mit dem passenden Receiver zu einem HbbTV-fähiger Fernseher werden. Er wird zwischen Internetanschluss und Fernseher eingebaut und dient als HbbTV-Empfänger.
Es spielt für HbbTV keine Rolle, ob der Receiver das Fernsehen über DVB-C beziehungsweise DVB-C2 (Kabel), DVB-S beziehungsweise DVB-S2 (Satellit) oder DVB-T beziehungsweise DVB-T2 HD (Antenne) empfängt.
Setzt ein Sender auf HbbTV, entstehen viele Möglichkeiten. Die wichtigste Zusatzfunktion ist der Zugriff auf die jeweilige Sender-Mediathek. So können verpasste Sendungen auf Wunsch gestreamt werden.
HbbTV bietet auch die Möglichkeit per Knopfdruck weitere Informationen zu einer laufenden Sendung anzuzeigen. Das funktioniert ähnlich wie der Videotext, nur mit moderner Grafik und Erweiterungen wie eingebetteten Trailer-Videos.
Gut zu wissen: Welche TV-Sender bieten HbbTV?
HbbTV-Applikationen werden sowohl von ARD und ZDF als auch Arte, RTL und der ProSiebenSat.1 Media SE angeboten.
Wer selten Videos in der Mediathek schaut und keine weiteren Sendungsinformationen benötigt, für den eröffnen sich mit HbbTV trotzdem interessante Möglichkeiten:
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barrierefreie Angebote wie das Einblenden der Gebärdensprache
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Nachrichten, Wetter und TV-Vorschau
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Teilnahme an Zuschauer-Votings in Sendungen
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Wechsel vom TV direkt in Soziale Medien
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Abruf diverser Streaming-Dienste
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programmbegleitende interaktive Werbung, um direkt auf Webshops der Anbieter zu wechseln
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Video-Spiele
ARD und ZDF bieten außerdem die Möglichkeit, eine personalisierte Startseite festzulegen. Beim Einschalten gelangen Sie direkt auf Ihre Seite und sehen die Mediathek oder andere von Ihnen bevorzugte Smart-TV Apps eingeblendet.
Der offene und internationale Standard verknüpft die TV-Inhalte mit Internetinhalten und ist daher auf die beständige Netzverbindung angewiesen. Das bringt eventuelle Sicherheitsbedenken mit sich.
Fakt ist: Die meisten Geräte besitzen noch keinen echten Schutz gegen Schadsoftware. Hacker haben tatsächlich leichtes Spiel, auf den Fernseher zuzugreifen. Der Smart-TV-Browser wird beispielsweise seltener aktualisiert und neigt daher eher zu Sicherheitslücken. Für sensible Prozesse, wie zum Beispiel Online-Banking, sollten daher unbedingt andere Endgeräte genutzt werden.
Darüber hinaus sind Anwenderinnen und Anwender beim Fernsehen nicht mehr anonym. Welche Apps genutzt werden und welche Mediathek-Inhalte geguckt werden, ist jetzt nachvollziehbar und kann zur Erstellung eines Profils führen.
Um das persönliche Risiko gering zu halten, sollten angebotene Sicherheitsupdates (Smart-TV-Software vom Hersteller) zeitnah durchgeführt werden. Darüber hinaus sollten nur Apps installiert werden, die als vertrauenswürdig gelten.
Werden die HbbTV-Dienste längere Zeit nicht genutzt, kann die Internetverbindung über das Einstellungsmenü deaktiviert und erst bei späterem Bedarf wieder aktiviert werden.