Ralf Bühler, CEO Conrad Electronic über Erfindergeist und Eigeninitiative
„Vorreiter beim Verpacken: Diese Maschine ist ein echter Knüller!“
Veröffentlicht: 15.07.2024 | Lesedauer: 3,5 Minuten
Ralf Bühler über Erfindergeist und die erste smarte, automatisierte Knüllpapier-Befüllung von Paketsendungen.
„Unternehmerisch denken. Die Anforderungen der Kunden verstehen. Herausforderungen als Chance begreifen. Einfallsreich sein und proaktiv handeln. Markenwerte wie diese schreiben sich Unternehmen gerne auf die Fahne. Entscheidend ist jedoch, diese Überzeugungen gemeinsam auf die Straße zu bringen. Sie für Kunden begreif- und erlebbar zu machen. Zur Wahrheit gehört auch, dass das – gerade, wenn man sich wie im Falle von Conrad für eine grundlegende Transformation entscheidet – nicht immer und in jedem Einzelfall von heute auf morgen gelingt. Manches packt man falsch an. Manchmal müssen Kinderkrankheiten ausgemerzt werden. Manchmal braucht es eine Ehrenrunde, bevor ein Projekt den gewünschten Effekt bringt. Umso wichtiger ist es, Erfolge zu feiern. Die Geschichte unserer Knüllpapiermaschine ist eine solche Erfolgsgeschichte. Sie zeigt, dass der Pionier- und Innovationsgeist unserer Gründerjahre bis heute lebendig ist. Zu verdanken haben wir diese Maschine findigen Kollegen aus unserem Logistikzentrum. Doch lesen Sie selbst!“
Bestimmt kennen Sie die Maischips, mit denen der Inhalt von Conrad Paketsendungen geschützt wird. Gewonnen wird das Füllmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen, ist zu 100% biologisch abbaubar und sogar kompostierbar – und trotzdem bei vielen Geschäftskunden nicht sonderlich beliebt. Warum? Die Maischips sind anfällig für mechanische Reibung. Staubabrieb kann die Folge sein und genau dieser schmuggelt sich hin und wieder in ein Conrad Paket. Ein weiterer Minuspunkt: Während Privatkunden das Füllmaterial einfach in den Biomüll werfen können, landen Kartonagen im betrieblichen Kontext häufig in der dafür vorgesehen Presse – ein Aussortieren der Maischips, um sie separat zu entsorgen? Definitiv sehr aufwändig.
Sie wünschen, wir entwickeln
„Wir nehmen Kundenfeedback ernst und deshalb war klar, dass wir uns hier was einfallen lassen müssen“, berichtet Andreas Schlögl, der zusammen mit seinem Kollegen Matthias Plan mit genau diesem Projekt betraut wurde. Schnell war Knüllpapier als Alternativmaterial auserkoren. Doch wie kommt das in die Pakete, vor allem wenn – wie im Fall der Conrad Logistik – rund 50.000 pro Tag automatisiert zu befüllen sind? Eine neue Technik, die nachhaltig, umweltfreundlich und nahtlos in den bestehenden Packprozess integrierbar ist, musste her. Kein leichtes Unterfangen. Denn: „Die gängige Technik in diesem Bereich waren bis dato Tischmaschinen, aber die sind natürlich eher was für kleine Abwicklungen und für unseren Durchsatz definitiv ungeeignet“, berichtet der technische Kopf hinter dem Projekt, Matthias Plan.
Prototyp für die Logistik
Einen Plan hatten die beiden Oberpfälzer in der Tat. Und mit diesem sind sie an potentielle Hersteller herangetreten. Die Aufgabe: „Baut uns einen Piloten für die automatisierte Knüllpapier-Befüllung unserer Pakete, den wir nahtlos in unserer Förderanlage einsetzen können." Konzept Nummer eins für eine vollautomatisierte Knüllpapiermaschine war, salopp formuliert, ein Bruchpilot. Doch ein zweiter Hersteller hat, im wahrsten Sinne des Wortes, alle Hebel in Bewegung gesetzt und die passende Lösung entwickelt, wie Matthias Plan erklärt: „Bei dieser Variante ermittelt eine smarte Kamerasensorik das Restvolumen und kann dann über ein Portalsystem mit drei Greifarmen das im Vorfeld geknüllte Papier passgenau in das Paket setzen."
Pioniergeist für alle
Inzwischen ist aus dem Piloten eine Serie geworden: Insgesamt vier Knüllpapiermaschinen sind seit März 2023 im Conrad Logistikzentrum im Einsatz und decken dort bereits 80 % des Paketversands ab. „Momentan sind wir die einzigen, die diese Neuentwicklung am Laufen haben. Aber wir freuen uns, wenn unsere Idee Schule macht und auch andere Unternehmen ihre Verpackung nachhaltiger und effizienter gestalten können.“, so Andreas Schlögl. Nachahmung also auf jeden Fall empfohlen.