Ratgeber
Baugruppenträger erleichtern die Unterbringung elektrischer und elektronischer Baugruppen. Dank ihnen ist es nicht notwendig, erst ein Gehäuse oder Rack konstruieren zu müssen, um eine oder mehrere Baugruppen zu befestigen. Wie Baugruppenträger aufgebaut sind, welche Typen es gibt und worauf es beim Kauf zu achten gilt, verraten wir Ihnen in unserem Ratgeber.
Baugruppenträger sind offene oder geschlossene Gehäuse, die steckbare Baugruppen wie Einschubkassetten, Steckplatinen oder auch Verdrahtungs- und Patchmodule aufnehmen und deren Befestigung ermöglichen. Sie bestehen aus miteinander verschraubten Aluminium- oder Stahlblechteilen, die durch entsprechende Befestigungsmöglichkeiten für die Aufnahme von weiterem Zubehör wie Gewindestreifen, Griffe, Führungsschienen und Montagewinkeln vorbereitet sind.
Fast ausnahmslos werden Standard-Baugruppenträger im genormten 19“-Format gefertigt, was wiederum deren einfache Integration in 19“-Racks oder Schaltschränke ermöglicht. Ihren Einsatz finden sie hauptsächlich in der Mess-, Regel- und Prüftechnik, in Steuerungen, Kommunikationssystemen und in der Rundfunktechnik.
Baugruppenträger sind in offenen und geschlossenen Ausführungen sowie als Tischgehäuse erhältlich. Offene Baugruppenträger bestehen in ihrer einfachsten Variante aus zwei Seitenwänden aus Stahlblech oder Aluminium und vier Modulschienen, die jeweils mit den Seitenteilen verschraubt sind. Oft sind als Zubehör gelochte oder geschlossene Deckel für die Ober- und Unterseite erhältlich. Seitliche Befestigungswinkel zum Anschrauben an 19“ Schienen sind entweder fester Bestandteil der Seitenwände oder separat anschraubbar.
Bei geschlossenen Ausführungen unterscheidet man Gehäuse, die oben, unten und seitlich geschlossen sind, sowie Versionen, die an der Rückseite zusätzlich über eine Abdeckplatte verfügen. Ebenso gibt es Baugruppenträger mit allseitig geschlossenem Gehäuse.
Der Aufbau von Baugruppenträgern ist genormt und in der IEC-Norm 60297 festgelegt. Damit wird sichergestellt, dass auch andere genormte Baugruppen und Bauelemente herstellerunabhängig kompatibel sind.
Entscheidend ist zunächst die erforderliche Baugröße. Während die Breite bei 19“ Ausführungen in aller Regel bei 84 Teilungseinheiten (TE) mit 0,2“/5,08 mm liegt, gibt es bei Baugruppenträgern verschiedene Höhen und auch Bautiefen. Eine Höheneinheit = 1 HE entspricht dabei 1,75“ oder 44,45 mm. Sollen beispielsweise Standard-Europakarten im 160 x 100 mm Format untergebracht werden, benötigt man eine Baugröße mit 3 HE, für Doppel-Europakarten ist eine Ausführung mit 6 HE die passende Wahl. Gleiches gilt für Einschubgehäuse und andere Baugruppen, die modular aufgebaut und genormt sind. Auch hier wird die erforderliche Höhe meist in Höheneinheiten angegeben.
Die Bautiefe richtet sich nach den unterzubringenden Komponenten, wobei hier entsprechender zusätzlicher Platzbedarf für die meist rückwärtig ausgeführte elektrische Verkabelung einzuplanen ist.
Offene Gehäuse ermöglichen eine besonders gute Belüftung. Sie eignen sich insbesondere dann gut, wenn viel Verlustwärme entsteht und abgeführt werden muss. Für den Einsatz außerhalb von 19“ Racks oder Schränken sind sie hingegen nicht geeignet, hier empfehlen sich Baugruppenträger in geschlossener Bauweise; am besten mit integrierten Griffmulden oder Tragegriffen für eine einfache und sichere Handhabung. Eine erforderliche Belüftung kann hier dann mit gelochten oder geschlitzten Boden- und Deckelblechen realisiert werden.
Module und Baugruppen lassen sich schnell und einfach im System kontaktieren, wenn sie mit entsprechenden Steckverbindern versehen sind und ein Rückwandbus, auch Backplane oder Busplatinen genannt, Verwendung findet. So können einzelne Module im Fehlerfall problemlos und schnell ausgetauscht werden.
Sollen die verbauten Baugruppen vor unbefugtem Zugriff oder nicht autorisierter Bedienung geschützt werden, empfiehlt sich die Verwendung von Baugruppenträgern mit klapp- oder schwenkbarer Fronttür und Schloss.
Viele Hersteller bieten weitere Bauelemente als Zubehör an, mit deren Hilfe auch sehr flexible Lösungen umgesetzt werden können. Achten Sie am besten schon vor dem Kauf auf das erhältliche Zubehör, wenn später Änderungen am System zu erwarten sind.
Falls häufige Transporte oder mobile Anwendungen eine Rolle spielen, empfehlen sich Modelle aus Aluminium. Sie sind leichter als ein entsprechendes Modul in Stahlbauweise, was auch bei einem voll bestückten 19“ Rahmengestell durchaus wichtig sein kann. Wenn mit Netzspannung gearbeitet wird, ist im Regelfall eine vorschriftsgemäße Erdung aller Gehäusebauteile notwendig. Achten Sie hier auf eine entsprechende Eignung, also auf das Vorhandensein der notwendigen Prüfzeichen.
Unser Praxistipp: Sicherheitsvorschriften beachten
Falls Baugruppenträger nicht in einem verschlossenen Schrank untergebracht werden, der nur von unterwiesenem Fachpersonal geöffnet werden kann, so müssen die einschlägigen Sicherheitsvorschriften und Normen beachtet werden, um Gefahren durch Berührung spannungsführender Teile auszuschließen. Allseitig geschlossene Ausführungen sind in solchen Fällen die einfachste Möglichkeit, um den geforderten Berührungsschutz praktisch umzusetzen. Mitgelieferte Spezialschrauben, die der elektrischen Kontaktierung (Erdung) dienen, dürfen nicht durch Standardschrauben ersetzt werden.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu Baugruppenträgern
Was versteht man unter Z-Schienen?
Z-Schienen benötigt man zur Montage von Steckverbindern an der rückwärtigen Modulschiene. Dafür sind zusätzlich passende Gewindestreifen, auch Gewindeleisten genannt, und Schrauben erforderlich.
Wie kann ich Leiterplatten integrieren?
Hierfür benötigt man separat erhältliche Führungsschienen. Sie werden im benötigten Abstand zueinander in das vorhandene Lochraster der Modulschienen eingerastet und nehmen dann Leiterplatten üblicher Dicke auf. Ist eine Erdung erforderlich, kann diese mit verschiedenen Arten von Kontaktfedern entweder über den Leiterplattenrand oder die Frontplatte erfolgen.