Ratgeber
Sie benötigen eine sichere, energieeffiziente und skalierbare Lösung für Ihr Embedded System? Mikrocontroller-Boards (MCUs / Microcontroller-Boards) vereinen Rechenleistung, Speicher und Schnittstellen auf wenigen Quadratzentimetern und sind die Grundlage für moderne Industrie- und IoT-Anwendungen.
Der Markt bietet hunderte Modelle. Langzeitverfügbarkeit, robuste Stromversorgungskonzepte und zertifizierte Funkmodule entscheiden, ob Ihr Proof-of-Concept zur tragfähigen Produktlinie wird. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an die Cyber-Resilienz: Secure-Boot, verschlüsselte Firmware-Updates und Hardwarebeschleuniger für Kryptografie gehören heute zur Pflicht.
Nutzen Sie die folgenden FAQs, um die wichtigsten technischen und kaufmännischen Kriterien zu prüfen und schnell das passende Board für Ihren Prototyp oder Ihre Kleinserie zu finden.
Mikrocontroller (MCUs) sind hochintegrierte, programmierbare Bausteine, die Rechenleistung, Speicher und Peripherie in einem einzigen Gehäuse vereinen.
Ein Mikrocontroller-Board bringt die MCU auf eine Leiterplatte und stellt Anschlüsse (Stiftleisten oder Lötpads) bereit, um Sensoren, Aktoren oder Kommunikationsmodule anzubinden.
Ein Kit ergänzt das Board durch Zubehör wie Verbindungskabel, Steckbrücken oder Breakout-Module. Kits enthalten oft Beispiel-Sketches, vorkonfigurierte Bibliotheken und begleitende Software, was die Entwicklungszeit im Prototypenstadium erheblich verkürzt.
Anders als PCs benötigt ein Mikrocontroller kein Betriebssystem, startet seine Firmware sofort nach dem Anlegen der Spannung und arbeitet mit sehr geringem Energiebedarf. Deshalb begegnen Sie Mikrocontrollern überall: in industriellen Steuerungen, in Modulen vernetzter Gebäude, in Wearables oder in smarten Messgeräten.
Für professionelle Projekte ist wichtig, dass Entwicklungs-Boards einen verlässlichen Formfaktor bieten, stabile Lieferketten besitzen und nachvollziehbare Dokumentation mitbringen. So können Sie einen Prototyp problemlos in die Kleinserie überführen. Mikrocontroller-Kits richten sich an Teams, die schnell Ergebnisse sehen möchten und enthalten oft alles Nötige, um erste Mess- oder Steuer-Aufgaben bereits nach wenigen Minuten zum Laufen zu bringen. Unternehmen sparen dadurch wertvolle Entwicklungszeit und senken das Risiko erster Fehlversuche.
Im industriellen Umfeld schließen Mikrocontroller-Plattformen die Lücke zwischen kostspieligen, unflexiblen SPS-Systemen und Eigenentwicklungen.
- Flexibilität und Skalierbarkeit: Boards lassen sich über Komponenten und Module exakt auf die jeweilige Aufgabe zuschneiden und passen oft auf eine Hauptplatine, die kleiner als eine Kreditkarte ist.
- Ressourceneffizienz: Sie bieten energieeffiziente Schlafmodi für batteriebetriebene Geräte und erlauben durch vorausschauende Wartung die bedarfsgerechte Übertragung von Sensordaten.
- Community und Standards: Die offene Entwicklungskultur populärer Plattformen führt zu geprüften Bibliotheken und Referenzcodes und detaillierten Schaltplänen, wodurch der Entwicklungsaufwand für Schnittstellen-Treiber (z.B. für Standardschnittstellen wie Modbus, CAN FD oder RS-485) entfällt. Stattdessen integrieren Sie vorhandenen Code in Ihr eigenes Repository und konzentrieren sich auf Ihre Kernkompetenz.
- Risikominimierung: Gerade im Prototypenstadium lassen sich dank vorgefertigter Entwicklungs-Kits Investitionen in Leiterplattenlayout, EMV-Tests oder Spritzgusswerkzeuge auf einen Zeitpunkt verschieben, an dem die Anforderungen (z.B. an kundenspezifische Designs) an die spezifische Anwendung wirklich feststehen.
Grundlage jedes Boards bildet der Mikrocontroller-Chip selbst, ergänzt durch Taktquelle, Spannungsregler sowie Entkopplungskondensatoren. Die Leiterplatte führt die Signale an Stiftleisten oder Lötpads.
| Komponente | Funktion |
|---|---|
Speicher | Flash-Speicher für die Firmware, RAM für Laufzeitdaten. Manche Boards bieten zusätzlichen Massenspeicher oder microSD-Buchsen fürs Daten-Logging. |
Bootloader | Übernimmt die Programmierung über USB, UART oder SWD-Debug-Schnittstellen. |
Pegelwandler | Wandeln die Controller-Spannung (häufig 3,3 Volt) auf Industrie-Standards (z.B. 5 Volt) um. |
Kommunikation | CAN-Transceiver, Ethernet-PHYs oder Sub-GHz-Funkmodule erweitern die Reichweite. |
Schutzschaltungen | TVS-Dioden und PTC-Sicherungen verhindern Schäden durch Spannungsstöße oder Fehlschlüsse. |
Programmiermöglichkeiten
Mikrocontroller bieten ein Leistungsspektrum von einfachen 8-Bit-Typen bis hin zu 32-Bit-MCUs mit integrierter Peripherie (wie Analog-Digital-Wandler, Timer, PWM-Generatoren) sowie Hardwarebeschleunigern für Kryptografie. Die Wahl der Programmiertools (Open Source) hängt von den Projektanforderungen ab:
Einsteiger und Prototyping: Arduino ist als Ökosystem und die zugehörige Arduino-IDE oder PlatformIO sind aufgrund ihrer großen Bibliotheksbasis ideal für den schnellen Prototyping-Einstieg.
- Professionelle Entwicklung: Hersteller-SDKs wie STM32CubeIDE oder Espressif ESP-IDF für direkten Registerzugriff und zertifizierte RTOS-Module. Für Echtzeit-Anforderungen können Sie ein Echtzeit-Betriebssystem wie FreeRTOS einbinden. Herstellerportale, GitHub-Repos und Fachforen veröffentlichen Referenzdesigns.
Notwendige Sicherheits-Features für professionelle MCUs
Secure-Boot: Verhindert das Ausführen nicht autorisierter Firmware.
Hardware-AES: Verschlüsselt die interne Kommunikation und Daten.
- Cloud-Anbindung: SDK-Module mit TLS 1.3, Device-Provisioning und Remote-Firmware-Update.
Die Entscheidung zwischen einem Mikrocontroller (MCU) und einem Einplatinencomputer (SBC) hängt stark von den Projektanforderungen ab. Ein SBC, wie der Raspberry Pi, setzt auf einen Mikroprozessor (CPU) und führt ein vollwertiges Betriebssystem wie Linux aus. Ein MCU arbeitet dagegen ohne große Vorbereitung oder mit einem kleinen RTOS.
Mikrocontroller (MCU): Wenn Echtzeitfähigkeit, Energieeffizienz und Langzeitstabilität wichtiger sind als eine grafische Benutzeroberfläche oder hohe Rechenleistung. Typische Anwendungsbeispiele sind drahtlose Industriesensoren, medizinische Wearables und Smart Metering.
- Einplatinencomputer (SBC): Wenn Sie hohe Rechenleistung, Multithreading und eine grafische Oberfläche benötigen, beispielsweise für HMI-Applikationen oder Bildverarbeitung.
| Kriterium | Mikrocontroller (MCU) | Einplatinencomputer (SBC) |
|---|---|---|
Prozessor-Typ | Mikrocontroller (MCU) | Mikroprozessor (CPU) |
Betriebssystem | Keines oder kleines RTOS (Real-Time Operating System). | Vollwertiges Betriebssystem (z.B. Linux). |
RAM/Speicher | Weniger (Kilobyte bis Megabyte), Fokus auf Firmware-Größe. | Gigabyte an RAM für Multithreading und Applikationen. |
Programmiersprache | Varianten der C-Familie, herstellerspezifische SDKs. | Python ist beliebt, Varianten der C-Familie möglich. |
Strombedarf | Sehr niedrig, lange Batterielaufzeit möglich. | Hoch. |
Zulassung | Einfacher, da keine komplexe Software-Supply-Chain geprüft werden muss. | Komplexer. |
1. Welche technischen Spezifikationen sind bei der Auswahl entscheidend?
Rechenleistung: Die Leistung des Controllers bestimmt, welche Algorithmen Sie lokal ausführen. Für einfache Schaltaufgaben reicht ein Prozessor wie der 32-MHz-Cortex-M0+. Fortschrittliche Signalverarbeitung oder kleine Machine-Learning-Modelle benötigt einen M7 oder RISC-V-Core mit FPU.
Speicher: Flash und RAM beeinflussen Firmware-Größe und Pufferspeicher.
I/O-Pins: Prüfen Sie die Anzahl der GPIO-Pins sowie die Verfügbarkeit von Spezial-Interfaces wie SPI, I2C, UART, CAN FD oder USB-Device.
2. Wie wichtig ist die Konnektivität (WLAN, Bluetooth, Ethernet)?
Industriegeräte benötigen heute Konnektivität, damit Diagnosedaten zuverlässig Ihre Cloud erreichen. Dabei ist die Wahl des Protokolls vom Einsatzzweck abhängig: WLAN bietet hohe Datenraten in Gebäuden und ist ideal für die Cloud-Anbindung. Bluetooth Low Energy (BLE) eignet sich hervorragend für mobile Konfiguration oder für energieeffiziente Sensornetze. Bei festen Installationen ist Ethernet oft die erste Wahl, da es stabile Latenzen sowie die PoE-Versorgung (Power over Ethernet) liefert. Unabhängig vom Protokoll gilt: Wählen Sie Boards, deren Funkmodule bereits eine CE-Kennzeichnung besitzen, um kostspielige Zertifizierungsrunden in der Produktentwicklung zu sparen.
3. Worauf sollte ich bei der Wahl des Herstellers achten?
Langzeitverfügbarkeit: Der Lieferant sollte mindestens sieben Jahre Verfügbarkeit garantieren und Product-Change-Notifications (PCN) veröffentlichen.
Support: Referenz-Designs, Application-Notes und aktiver Support sind essenziell.
Sicherheit: Prüfen Sie, ob der Hersteller Sicherheits-Updates bereitstellt und CVE-Reports schnell kommuniziert.
Beschaffung: Ein offizieller Distributor erleichtert Beschaffung und Zollabwicklung.
4. Welche Faktoren beeinflussen die Kosten eines Kits?
Die Kosten setzen sich aus dem Mikrocontroller, der Board-Fläche, Schutz-Bauteilen und Lizenzen für Software-Stacks zusammen. Dev-Kits mit ausgedehnter Peripherie, Farbdisplays oder Debug-Probes kosten zwar mehr, verkürzen aber die Entwicklungszeit. Kalkulieren Sie strategisch, welche Komponenten Sie bei einer späteren Serienfertigung wirklich benötigen.
Ein solider ESD-Schutz ist unerlässlich, da elektrostatische Entladungen (ESD) eine der häufigsten Ursachen für verdeckte Ausfälle in der Elektronik sind und bereits niedrige Kilovolt-Spannungen den Prozessor dauerhaft beschädigen können. Ein proaktiver Schutz senkt Gewährleistungskosten und verhindert Rückläufer.
Die notwendigen Schutzmaßnahmen unterscheiden sich je nach Phase und Einsatzort:
- Im Labor (Entwicklungsumgebung): Hier wird mit organisatorischen Mitteln gearbeitet, wie antistatischen Armbändern, geerdeten Tischauflagen und ESD-gerechten Verpackungen.
- Im Feldbetrieb (Produkt): Der Controller muss gegen externe Einflüsse abgesichert werden:
- Externe Schnittstellen: Schützen Sie alle externen Anschlüsse durch TVS-Dioden.
- Eingangs-Pins: Nutzen Sie Pull-Down- oder Pull-Up-Widerstände an allen Eingängen, damit diese niemals unbeschaltet bleiben und sichere Pegel erhalten.
- Datenschnittstellen: Spezielle Schnittstellen wie USB oder RS-485 werden zusätzlich durch Common-Mode-Chokes und abgestimmte Schutzdioden abgesichert.
Für die Produktzertifizierung ist ein solider Schutz Pflicht: Die ESD-Prüfung nach IEC 61000-4-2 wird hierbei durchgeführt. Nur ein geprüftes Schutzkonzept sichert die Langzeit-Zuverlässigkeit Ihres Produkts und steigert die Kundenzufriedenheit.
Ja, der Einsatz ist üblich und vorgesehen. Die meisten Entwicklungs-Boards dienen als Startpunkt für kommerzielle Produkte. Sie müssen jedoch drei kritische Bereiche prüfen, um rechtliche und kaufmännische Risiken zu minimieren:
Software-Lizenzen: Prüfen Sie die Lizenzbedingungen der begleitenden Bibliotheken und Code-Beispiele (z.B. GPL, MIT, BSD). Stellen Sie sicher, dass die Nutzung in einem geschlossenen Quellcode-Produkt zulässig ist.
Zertifizierung: Wenn Sie Funkmodule (WLAN, Bluetooth, Sub-GHz) verwenden, müssen Sie sicherstellen, dass FCC- oder CE-Zertifikate für das Modul vorhanden sind. Die Nutzung vorzertifizierter Module erspart Ihnen kostspielige und zeitaufwendige eigene Funkzulassungen.
- Langzeitverfügbarkeit: Für die Serienfertigung ist entscheidend, dass der Hersteller Langzeitverfügbarkeit der Komponenten garantiert (idealerweise über sieben Jahre).
Die benötigte Stromversorgung ist direkt vom Spannungsregler auf dem Board und dem Anwendungsfall abhängig. Das Datenblatt des Spannungsreglers ist hier immer die primäre Informationsquelle.
Man unterscheidet typischerweise drei Hauptvarianten:
USB-Versorgung: Die einfachste Methode. Viele Boards akzeptieren 5 Volt über den USB-Anschluss. Dies eignet sich primär für die Entwicklung und Konfiguration.
Externe DC-Versorgung: Für einen stabilen Feldbetrieb sind externe Netzteile nötig. Viele Boards bieten einen weiten Eingangsspannungsbereich, typischerweise zwischen 7 Volt und 12 Volt DC (häufig über einen Hohlstecker).
- PoE (Power over Ethernet): Für fest installierte Netzwerkanwendungen (z.B. in der Industrie) nutzen PoE-fähige Modelle ein einziges RJ-45-Kabel für Daten und Strom. Dies reduziert den Verkabelungsaufwand erheblich.
Die Skalierung Ihres Projekts erfolgt in zwei kritischen Schritten, sobald Ihr Prototyp erfolgreich funktioniert:
Produktentwicklung und Bauteilwahl: Planen Sie ein kundenspezifisches PCB (Printed Circuit Board), das exakt auf Ihre Anforderungen zugeschnitten ist. Der wichtigste Schritt hierbei ist die Auswahl von Komponenten, die eine hohe Langzeitverfügbarkeit (idealerweise mindestens sieben Jahre) garantieren. Dies minimiert das Risiko kostspieliger Redesigns aufgrund von Obsoleszenz.
- Fertigung und Test: Beauftragen Sie einen EMS-Dienstleister (Electronic Manufacturing Services). Diese Unternehmen spezialisieren sich auf die Serienfertigung, Montage und umfassende Tests Ihres kundenspezifischen PCBs und unterstützen Sie damit bei der reibungslosen Überführung in die Klein- oder Großserie.