Elektroautos im Winter » Reichweitenverlust verringern
Aktualisiert: 26.06.2023 | Lesedauer: 4 Minuten
Der Winter ist für Autofahrer generell immer wieder eine Herausforderung. Eis und Schnee auf den Fahrbahnen bringen die Reifen schnell an die Grenzen der Bodenhaftung und verlangen am Lenkrad oft sämliches fahrtechnisches Können, um in der Spur zu bleiben.
Zudem machen bei herkömmlichen Autos mit Verbrennermotor die frostigen Temperaturen auch den Batterien kräftig zu schaffen. Korrekterweise handelt es sich bei einer Autobatterie ja nicht um eine Batterie. Technisch gesehen sind es wiederaufladbare Blei-Akkus oder auch Starter-Akkus. Doch egal, sobald das Thermometer unter den Gefrierpunkt fällt, fallen erfahrungsgemäß auch so manche Autobatterien aus. Besonders wenn sie bereits altersschwach oder vorgeschädigt sind, reicht der Strom oft nicht mehr aus, den Motor zu starten.
Doch wie ist das bei einem Elektroauto? Da ist ja ebenfalls ein großer wiederaufladbarer Akku eingebaut? Gibt es da auch Probleme mit der Batterie? Leidet die Reichweite an kalten Tagen? Und wie ist das mit dem Heizen? Wir sagen Ihnen, wie Sie auch mit einem E-Auto gut durch den Winter kommen.
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Zunächst die schlechte Nachricht: Ja, auch die wiederaufladbare E-Auto-Batterie leidet unter der Kälte. Elektrofahrzeuge verbrauchen im Winter bis zu 30 Prozent mehr Strom als in den wärmeren Jahreszeiten – und darunter leidet dann unweigerlich die Reichweite. Generell gilt: Je kälter, desto stärker der Effekt.
Denn zum einnen büßen Batterien und Akkus bei niedrigen Temperaturen einen Teil ihrer Kapazität und Leistungsfähigkeit ein, zum anderen frisst die elektrische Heizung im Auto ordentlich Strom.
Doch es gibt einige effektive Tricks, wie Sie trotz Kälte und Frost mit Ihrem Elektrofahrzeug gut durch den Winter kommen.
Mit sinkenden Temperaturen sinkt auch die nutzbare Kapazität des Lithium-Ionen-Akkus in Elektro-Autos. Deshalb sollten Sie nach Möglichkeit das E-Auto immer in einer geschlossenen Garage abstellen.
Denn an kalten Wintertagen fallen die Temperaturen innerhalb der eigenen Garage bei weitem nicht so drastisch wie im Außenbereich. Im Schnitt herrschen drinnen um bis zu fünf Grad höhere Temperaturen. Und je wärmer die Umgebung, desto weniger kühlt auch der Akku im E-Auto aus.
Ein offenes und zugiges Parkdeck hingegen ist zwar ebenfalls überdacht, bietet aber wenig Schutz vor dem vollständigen Auskühlen. Ideal hingegen sind Tiefgaragen, die meist auch frostsicher sind.
Keine Garage? Das sollten Sie wissen:
Müssen Sie Ihre Auto in Ermangelung von Alternativen im Winter draußen parken und steht auch die Wallbox im Freien, wird sich die Ladezeit verlängern. Zum einen lädt ein kalter Akku langsamer, zum anderen reduzieren Ladesäulen bei Kälte automatisch die abgegebene Strommenge, um den Akku beim Ladevorgang zu schonen.
Viele Fahrzeughersteller bieten zu ihren E-Fahrzeugen gleich die passende Smartphone-App an. Dadurch ist es möglich, das Fahrzeug bereits vor der Fahrt per Fingertipp vorzuwärmen – etwa 15 Minuten vor Abfahrt reichen aus.
Dies ist besonders praktisch, wenn das Elektroauto noch mit der Ladestation verbunden ist. Denn dann kommt die für das Aufheizen benötigte Energie aus der Netzsteckdose.
Abgesehen von der Annehmlichkeit bei kalten Temperaturen in ein warmes Auto einzusteigen, wird später bei der Fahrt weitaus weniger Energie benötigt. Schließlich muss die Temperatur ja nur auf dem bestehenden Niveau gehalten werden. Die erzielbare Reichweite ist dann merklich höher.
Bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist die Energie zum Heizen quasi ein Abfallprodukt des Motors. Deshalb kann man leicht den kompletten Innenraum wohlig warm aufheizen.
Würde man das bei einem Elektroauto machen, benötigt die elektrische Heizung derart viel Energie, dass das E-Auto eine deutlich geringere Reichweite aufweist.
Doch man kann sich behelfen: Anstatt den kompletten Innenraum den E-Fahrzeuges zu heizen, macht es Sinn neben der Sitzheizung lediglich – sofern vorhanden – die Lenkradheizung sowie die Scheibenheizung (gemeint sind Heizdrähte in der Windschutzscheibe, nicht das Gebläse) anzustellen. Das ist bedeutend effektiver und die Heizungen können bei Bedarf auch leicht nachgerüstet werden.
Eine sportliche Fahrweise mit maximaler Beschleunigung macht schon Spaß. Aber bei winterlichen Straßenverhältnissen ist diese Fahrweise schon von Haus aus keine besonders gute Idee.
Doch auch unter Energiesparaspekten sollten E-Auto-Fahrer vorausschauend und möglichst gleichmäßig fahren, um abruptes Beschleunigen und Bremsen zu vermeiden. Wer dazu noch die Rekuperation nutzt, um Energie beim Bremsen zurückzugewinnen, kann den Energieverbrauch effektiv senken und trotz eingeschalteter Heizung die größtmögliche Reichweite erzielen.
Ebenfalls hilfreich: Im Winter den in vielen Elektrofahrzeugen vorhandene ECO-Modus einzustellen. In diesem Modus ist das Energiemanagement des Fahrzeugs auf einen geringen Strombedarf bei maximaler Effizienz ausgelegt.
Aufgepasst! Im Winter können E-Autos leichter rutschen:
Rechnen Sie bei E-Autos im Winter mit einem etwas anderen Fahrverhalten, als Sie das vielleicht von Verbrennern gewohnt sind. Zum einen können Beschleunigung und Höchstgewindigkeit reduziert sein, zum anderen haben die niedrigen Temperaturen auch Auswirkungen auf die Rekuperation, also das regenerative Bremsen. Das funktioniert bei warmem Wetter in der Regel einwandfrei und man bremst, indem man einfach nur den Fuß vom Gas nimmt. Im Winter kann das automatische (vom Fahrer nicht steuerbare) Bremsen allerdings so stark reagieren, dass vor allem bei E-Autos mit Heckantrieb die Räder auf glatter Straße ausbrechen und man leichter ins Rutschen kommt.
Hier hilft: Schnee- oder Wintermodus bei der Rekuperation einstellen oder Rekuperation auf niedrige Stufe setzen. Ist das nicht möglich, hilft der Eco-Modus, da so der Wagen langsamer beschleunigt und sanfter anfährt.
Wer im Winter seinen E-Auto falsch lädt, kann den Akku unter Umständen irreparabel beschädigen.
Generell gilt, dass man sein Auto am besten direkt nach der Fahrt wieder auflädt, solange der Akku noch warm ist. Zum einen dauert so das Laden nicht so lange, zum anderen ist das am schonendsten und sorgt für eine möglichst lange Akku-Lebensdauer.
Nach dem Laden lässt man sein Auto im Winter am besten an der Wallbox eingesteckt, da die Netzenergie zum Vortemperieren des Akkus für die nächste Fahrt genutzt werden kann.
Auch sollte man dringend vermeiden, einen kalten Akku an einer Schnellladesäule zu laden. Bereits bei weniger als 20 Grad (Akkutemperatur) können große Schäden entstehen, da sich die Ionen langsamer bewegen und die mit hoher Geschwindigkeit hineingepresste Energie nicht richtig aufnehmen können.
Abhilfe schafft hier eine Wärmepumpe, welche die Batterie vor dem gewünschten Ladezeitpunkt auf die richtige Temperatur bringt.
Zusammenfassung:
Um auch mit einem Elektroauto sicher und effizient durch den Winter zu kiommen, sollte man einige Dinge beachten. Denn ein paar wesentiche Unterschiede zum herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor gibt es auf jeden Fall. Doch wer sein E-Auto in einer Garage parken und auch dort, im Warmen, laden kann, und zudem noch seine Fahrweise an die Witterung anpasst, ist für die Herausforderungen der kalten Jahreszeit gut gerüstet.
Und auch wenn es unklug ist, in einem E-Auto die Heizung für den Innenraum voll aufzudrehen, muss man – trotz eisiger Temperaturen draußen – nicht frieren. Mit ein paar kleinen Kniffen und den richtigen Vorgehensweisen fahren Sie auch im Winter mit einem E-Antrieb ausgesprochen komfortabel und erreichen zuverlässig Ihr Ziel.