Ratgeber
Drohnenfliegen lernen - das sollten Sie wissen!
Einfach die Fernsteuerung in die Hand und den neuen Copter ausprobieren ist nicht immer die allerbeste Lösung. Schließlich sollte Ihr Modell seinen Erstflug schadlos überstehen und auch nicht außer Reichweite auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Damit Sie beim Quadrocopterfliegen Ihre Nerven und auch den Quadrocopter schonen, haben wir für Sie einige wertvolle Tipps zusammengestellt.
Die EU Drohnenverordnung regelt seit dem 01. Januar 2021 den Betrieb von allen unbemannten Luftfahrzeugen. Darunter fallen auch ferngesteuerte Fluggeräte, wie Drohnen oder Modellflugzeuge. Wir erklären Ihnen kurz und knapp die rechtlichen Voraussetzungen für den Betrieb Ihres Modells. Und falls ein Drohnenführerschein erforderlich sein sollte, zeigen wir wie einfach dieser zu bekommen ist.
Klein anfangen beim Quadrocopterfliegen
Ein erster wichtiger Tipp für Ihren Geldbeutel und auch für Ihre Nerven ist, erstmal klein anzufangen. Und das ist wirklich wortwörtlich gemeint. Denn kleine Quadrocopter sind sehr günstig zu haben und aufgrund der geringen Masse fallen Beschädigungen eher gering aus, wenn das Modell gegen ein Hindernis fliegt.
Das Einzige, was bei diesen Mini-Coptern meist defekt wird, sind die Propeller. Deshalb liegen die passenden Ersatz-Propeller teilweise den Modellen schon ab Werk bei bzw. können kostengünstig nachgekauft werden. Der Austausch der Propeller ist auch kein Problem, denn größtenteils werden sie nur auf die Motorwellen aufgesteckt. Man muss jedoch auf die korrekte Drehrichtung achten, damit der richtige Propeller montiert wird.
Gesteuert werden die kleinen Quadrocopter auf die gleiche Art und Weise wie die großen Kollegen. Ja logisch, das Flugverhalten bei den größeren Coptern ist etwas anders, da sie aufgrund des höheren Gewichts "satter" in der Luft liegen. Aber wer einen kleinen Einsteiger-Copter sicher beherrscht, hat auch das größere "Nachfolgemodell" sehr schnell fest im Griff.
Ein weiterer Vorteil der Mini-Copter:
Die Verletzungsgefahr ist um ein Vielfaches geringer als bei größeren Modellen. Denn wenn man im Eifer des Gefechtes den Mini-Copter gegen den eigenen Körper fliegt, fällt der Copter zu Boden. Sonst passiert nichts.
Demzufolge halten die kleinen Copter deutlich mehr aus und verzeihen auch klaglos den einen oder anderen Steuerfehler. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sinkt die Nervosität bei den ersten Flugversuchen erheblich.
Das geringe Abfluggewicht und die kompakte Größe ermöglichen auch einen Flug im Innenbereich. Das ist im Winter oder bei schlechtem Wetter ideal, weil dann in der Garage, in einer Lagerhalle oder auch im Hobbykeller trainiert werden kann. Mit etwas Übung klappt es dann u.U. auch im Wohnzimmer. Störende Windböen, die beim Außeneinsatz ständig ausgesteuert werden müssen, sind im Innenbereich auch kein Problem.
HighTec im Kleinformat
Auch wenn Einsteiger-Copter klein und kostengünstig sind, beinhalten sie ausgereifte Technik und so manche Features, die vor kurzer Zeit noch nicht einmal in den großen und teuren Coptern zu finden waren. Besonders im Bereich der Kreiselstabilisierung sind in den letzten Jahren gigantische Fortschritte gemacht worden. Mittlerweile fliegen selbst in den kleinsten Coptern hochwertige Stabilisierungssysteme mit präzisen Lage- und Beschleunigungs-Sensoren mit und sorgen so für die perfekten Flugleistungen dieser Copterwinzlinge.
Wie in Bild 1 und 2 gezeigt, haben mittlerweile auch Video-Kameras Einzug in die Einsteiger-Copter gehalten. Dabei werden die Bilder und Videos auf eingesetzte Speicherkarten abgelegt oder per WLAN an ein Smartphone übertragen. Somit hat der Pilot am Sender immer alles im Blick, was auch die Kamera im Blick hat.
Wichtig!
Beim Einsatz von Videokameras darf nicht einfach alles und jeder gefilmt und anschließend im Internet veröffentlicht werden, denn die Persönlichkeitsrechte der jeweiligen Personen sind unbedingt zu wahren. Das Gleiche kann auch für Gebäude oder Einrichtungen gelten. Hier ist es in jedem Fall sinnvoll, sich im Vorfeld zu erkundigen bzw. eine schriftliche Genehmigung einzuholen.
So wird ein Quadrocopter gesteuert
Um Ihren Copter richtig zu steuern, müssen Sie natürlich wissen, welche Auswirkungen die Steuerknüppelbewegungen an der Fernsteuerung auf die Flugbewegungen Ihres Quadrocopters haben. Bei der Belegung der Steuerknüppel gibt es vier verschiedene Modi, bei denen genau festgelegt ist, welche Knüppelbewegung welche Bewegung am Copter auslöst. In der Praxis hat sich der Mode 2 durchgesetzt, der bei fast allen Einsteiger-Coptern voreingestellt ist.
Das Problem mit hinten und vorne
Der symmetrische Aufbau eines Mini-Copters macht die Zuordnung der Ausrichtung (vorne/hinten) sehr schwierig. Deshalb weisen die beiden vorderen Propeller oft eine andere Farbe auf, als die beiden hinteren Propeller. Zudem sind oftmals noch LEDs in unterschiedlichen Farben bei den Motoren montiert.
Nun wird gesteuert
Der Quadrocopter wird mit Hilfe der beiden Steuerknüppel am Fernsteuersender kontrolliert. Dabei stehen Ihnen folgende Funktionen zur Verfügung:
Pitch-Funktion
Mit Hilfe der Pitch-Funktion wird die Flughöhe eines Quadrocopters beeinflusst. Die Steuerung erfolgt mit dem linken Steuerknüppel. Dazu kann dieser nach vorne und hinten bewegt werden, ohne dass er, wie bei den restlichen Steuerfunktionen, immer wieder in die Mittelstellung zurückfedert. In Abhängigkeit zur Steuerknüppelposition verändern sich die Drehzahlen der vier Propeller.
Ist der Steuerknüppel ganz zum Körper gezogen, sind die Motoren abgeschaltet. Wenn der Steuerknüppel von der untersten Stellung nach vorne geschoben wird, laufen die Propeller an und erhöhen je nach Knüppelstellung die Drehzahlen. Befindet sich der Steuerknüppel in der Mittelstellung, sollten die Drehzahlen der Propeller so hoch sein, dass der Quadrocopter schwebt. Wird der Steuerknüppel weiter nach vorne geschoben, steigt der Quadrocopter. Wenn der Steuerknüppel zurückgezogen wird, sinkt der Quadrocopter (siehe Bild 4).
Mittlerweile gibt es Mini-Copter, bei denen der Pitch-Steuerknüppel per Federkraft in der Mittelstellung gehalten wird. Die grundsätzliche Funktion des Steuerknüppels ist aber unverändert.
Hinweis:
Bei einem Flug knapp über dem Boden sowie beim Start entstehen Verwirbelungen und Luftströmungen, die den Quadrocopter beeinflussen. Dadurch ergibt sich eine schnellere Reaktion auf die Steuerbewegungen sowie ein leichtes Ausbrechen des Quadrocopters nach vorne, hinten oder zur Seite. Dieser sogenannte Bodeneffekt ist ab einer Flughöhe von ca. 50 cm nicht mehr vorhanden.
Gier-Funktion
Durch die zwei rechtsdrehenden und die zwei linksdrehenden Propeller, sind die Drehmomente, die auf das Modell einwirken, ausgeglichen und der Quadrocopter schwebt stabil in der Luft.
Wird der Steuerknüppel für die Gier-Funktion nach links bewegt, erhöht die Elektronik im Modell die Drehzahl der von oben gesehen nach rechts (im Uhrzeigersinn) drehenden Propeller und verringert gleichzeitig die Drehzahl der nach links (entgegen dem Uhrzeigersinn) drehenden Propeller.
Dadurch bleibt die gesamte Auftriebskraft gleich, aber auf das Modell wirkt nun ein Drehmoment, das den Quadrocopter von oben gesehen um die Hochachse nach links dreht. Wird der Steuerknüppel nach rechts bewegt, fallen die Drehzahländerungen der Propeller genau umgekehrt aus und das Modell dreht sich nach rechts (siehe Bild 5).
Roll-Funktion
Mit Hilfe der Roll-Funktion können Sie den Quadrocopter seitlich nach rechts und links bewegen. Die Steuerung erfolgt mit dem rechten Steuerknüppel.
Wird der Knüppel leicht nach links gesteuert, werden von der Elektronik im Quadrocopter die Propellerdrehzahlen so verändert, dass sich das Modell leicht seitlich nach links neigt und somit auch nach links fliegt.
Steuern Sie am Sender nach rechts, fallen die Drehzahländerungen der Propeller genau umgekehrt aus und das Modell fliegt seitlich nach rechts (siehe Bild 6).
Nick-Funktion
Mit Hilfe der Nick-Funktion können Sie den Quadrocopter nach vorne und nach hinten bewegen. Die Steuerung erfolgt ebenfalls mit dem rechten Steuerknüppel.
Wird der Knüppel leicht nach vorne gedrückt, werden von der Elektronik im Quadrocopter die Propellerdrehzahlen so verändert, dass sich das Modell leicht nach vorne neigt und somit auch nach vorne fliegt.
Steuern Sie am Sender nach hinten, fallen die Drehzahländerungen der Propeller genau umgekehrt aus und das Modell fliegt nach hinten (siehe Bild 7).
Tipp aus der Praxis:
Stellen Sie sich bei den ersten Flugversuchen direkt hinter den Copter. Denn wenn Sie Ihr Modell von hinten betrachten, wird es im Flug genauso reagieren, wie Sie am Sender steuern. Wenn Sie nach links steuern, wird der Copter aus Ihrer Sicht auch nach links fliegen. Steuern Sie nach rechts, wird der Copter aus Ihrer Sicht auch nach rechts fliegen. Bei den Flugrichtungen vorwärts und rückwärts verhält es sich ebenso.
Wenn sich der Copter im Flug um 90° dreht und der Pilot ihn dann von der Seite sieht, wird der Copter aus Sicht des Piloten nach rechts bzw. links fliegen, wenn am Sender nach vorne gesteuert wird. Da viele Einsteiger Probleme mit den unterschiedlichen Bewegungsrichtungen haben, wurde der Headless-Mode entwickelt, der mittlerweile auch schon in kostengünstigen Einsteiger-Coptern zu finden ist.
Headless-Funktion
Die Bewegungsrichtung des Quadrocopters ist immer davon abhängig, in welche Richtung das Modell zum Piloten ausgerichtet ist bzw. von welcher Seite der Pilot den Quadrocopter gerade betrachtet. Man kann sich also sehr schnell versteuern, wenn man das Modell nicht von hinten, sondern von der Seite oder von vorne sieht.
Aus diesem Grund wurde der Quadrocopter mit dem Headless-Mode ausgestattet. Um den Headless-Modus effektiv nutzen zu können, ist es jedoch erforderlich, dass der Quadrocopter vor dem Einschalten mit den beiden vorderen (hellen) Propellern in die gewünschte Vorwärts-Richtung ausgerichtet wird (siehe weißer Pfeil in Bild 8, Abb. A).
Solange der Modellpilot dann genau hinter dem Quadrocopter steht und in die zuvor festgelegte Richtung blickt, wird der Quadrocopter immer so reagieren, wie am Sender gesteuert wird. Wenn nach vorne gesteuert wird, fliegt der Quadrocopter aus Sicht des Piloten auch nach vorne (siehe Bild 8, Abb. B).
Wenn sich der Quadrocopter im Flug z.B. um 90° nach links gedreht hat und nun mit seiner linken Seite zum Piloten ausgerichtet ist, wird er aus der Sicht des Piloten nach links fliegen, wenn am Sender nach vorne gesteuert wird (siehe Bild 8, Abb. C).
Bei Aktivierung des Headless-Modes spielt es keine Rolle, in welche Richtung die Vorderseite des Quadrocopters ausgerichtet ist. Wenn am Sender nach vorne gesteuert wird, fliegt der Quadrocopter immer in die Richtung, die beim Einschalten als „vorne“ festgelegt wurde (siehe Bild 8, Abb. D).
Wegbegrenzung (Dualrate-Funktion)
Manche Copter bieten die Möglichkeit, den Steuerweg am Sender elektronisch zu begrenzen und somit die Steuerempfindlichkeit zu reduzieren. Meistens ist nach dem Einschalten der Beginner-Mode mit reduzierten Steuerknüppelwerten aktiv. Der Copter reagiert dann sehr träge auf die Steuerbefehle und die Steuerknüppel müssen weit ausgelenkt werden, um den Copter in eine bestimmte Richtung zu fliegen. Diese Einstellung eignet sich ideal für die ersten Schwebeflüge.
Im Sport- oder Experten-Mode stehen die vollen Steuerknüppelwerte zur Verfügung und der Copter reagiert sehr agil auf die Steuerbefehle des Senders. Diese Einstellung ist für fortgeschrittene Piloten ideal, die ihren Copter auch im Außenbereich fliegen wollen.
Flip-Funktion
Wenn ein Copter auch über die Flip-Funktion verfügt, werden die Propellerdrehzahlen so stark verändert, dass der Copter einen Überschlag fliegen kann. Allerdings ist mit einem Überschlag auch immer ein gewisser Höhenverlust verbunden, weshalb Flips immer auf „Sicherheitshöhe“ geflogen werden sollten.
Da im normalen Flugzustand keine Überschläge möglich sind, muss der Copter zunächst per Knopfdruck an der Fernsteuerung in den Flip-Mode geschaltet werden.
Wenn nun der Steuerknüppel für die Nick-/Roll-Funktion bis zum Anschlag ausgelenkt wird, überschlägt sich der Copter in die vom Steuerknüppel vorgegebene Richtung und beendet anschließend den Flip-Mode. Der Pilot am Sender kann, falls erforderlich, das Modell sofort wieder in den stabilen Schwebeflug bringen. Für einen zweiten Überschlag muss der Flip-Mode wieder aktiviert werden.