Schließzylinder messen und wechseln
Aktualisiert: 27.02.2024 | Lesedauer: 10 Minuten
Eine ordentlich abgeschlossene Bürotür oder Wohnungstür gibt ein gutes Gefühl von maximaler Sicherheit. Schließlich kann nur derjenige die Tür öffnen, der auch einen passenden Schlüssel besitzt. Wertgegenstände und auch wichtige Unterlagen sind somit vor unberechtigtem Zugriff sicher geschützt. Deshalb ist es bei einer Büroübergabe oder auch einer Wohnungsübergabe in jedem Fall sinnvoll, die Tür-Schließzylinder zu wechseln.
Schließlich kann man nie genau sagen, wie viele Schlüssel vom momentan verwendeten Schloss existieren und wer noch einen Schlüssel besitzt. Von nachgemachten und nicht dokumentierten Schlüsseln einmal ganz abgesehen. Wir zeigen Ihnen, dass das Messen und das Austauschen eines Tür-Schließzylinders im Prinzip recht einfach ist und dass man dazu keinen Fachmann bemühen muss. Zudem verraten wir Ihnen weitere wichtige Informationen rund um das Thema Schließzylinder und Sicherheit.
Ein Tür-Schließzylinder oder Einsteckschloss ist der Teil eines Türschlosses, der den Schlüssel aufnimmt und bei passendem Schlüssel einen Schließvorgang ermöglicht. Im Zuge von geänderten Zugangsberechtigungen ist es dann nicht mehr erforderlich das komplette Türschloss zu wechseln. Es reicht aus, wenn lediglich der Schließzylinder oder besser gesagt der Profilschließzylinder gewechselt wird. Dies ist umso einfacher, da trotz unterschiedlicher Hersteller die Form des Profilschließzylinders immer einheitlich ist.
Allerdings sind nur der Querschnitt des Profilschließzylinders sowie das M5 Gewinde für die Befestigungsschraube einheitlich. Die Zylinder gibt es aber in verschiedenen Längen. Dies ist erforderlich, da es ja auch die unterschiedlichsten Türen gibt.
Eine große, schwere Eingangstür weist ein dickeres Türblatt auf, als eine Zwischentür im Innenbereich. Aber auch das Einsteckschloss sitzt nicht immer mittig im Türblatt. Demzufolge müssen die Schließzylinder trotz gleichem Querschnitt unterschiedlich lang sein. Die Werte für die Abmessungen A und B können je nach Einbauerfordernissen sehr stark variieren.
Ein Profilschließzylinder oder einfach nur Türzylinder besteht aus dem Zylindergehäuse und dem Zylinderkern. Der Zylinderkern ist ein Metallzylinder, der sich im Zylindergehäuse drehen kann und der im Schlüsselkanal den Schlüssel aufnimmt. Unterhalb des Zylinderkerns befinden sich vertikale Bohrungen, in denen eine Stiftfeder, ein Gehäusestift und ein Kernstift untergebracht sind.
Die Feder drückt den Gehäusestift und den darüber liegenden Kernstift nach oben gegen eine Nut im Schlüsselkanal. Da die Stifte unterschiedliche Längen haben, liegen auch die Trennstellen aller Stifte bzw. Zuhaltungen nicht auf einer Ebene bzw. auf einer Linie. Die Gehäusestifte ragen somit gleichzeitig in das Zylindergehäuse und in den Zylinderkern. Dadurch ist der Zylinderkern nicht drehbar, wenn kein passender Schlüssel in das Schloss gesteckt wird.
Wird ein Schlüssel in den Schlüsselschacht gesteckt, werden die Zylinderstifte (Kernstift und Gehäusestift) durch die schrägen Zacken im Schlüssel nach unten gedrückt. Die Stiftfedern drücken die Zylinderstifte dann wieder zurück in die Kerben des Schlüsselprofils.
Ist der Schlüssel ganz eingeschoben, tasten die Zylinderstifte quasi das Profil des Schlüssels ab. Wenn der Schlüssel und das Schloss zusammengehören, befinden sich die Trennstellen der Gehäusestifte und der Kernstifte exakt auf einer Linie. Und diese Linie befindet sich dann genau zwischen Zylinderkern und Zylindergehäuse.
Nun kann der Zylinderkern ganz leicht mit dem Schlüssel gedreht werden. Da die Trennstellen der Kernstifte nun an der Innenwand der Zylinderbohrung anliegen, können sich die Kernstifte auch nicht mehr bewegen. Deshalb ist der Schlüssel in diesem Moment nicht mehr abziehbar.
Der Schließbart
Durch eine Kupplung nimmt der Zylinderkern den Schließbart (S) mit. Dieser betätigt dann im Einsteckschloss je nach Drehrichtung und momentaner Stellung den Türschnapper (Falle) oder den Verschlussriegel.
Wenn der Schlüssel wieder senkrecht steht und die Kernstifte exakt über den Gehäusestiften positioniert sind, kann der Schlüssel abgezogen werden.
Bei einem Doppelschließzylinder (hintere Abbildung) kann von beiden Seiten ein Schlüssel eingesteckt und das Schließsystem bedient werden.
Bei einem Halbzylinder (vordere Abbildung) kann die Tür nur von einer Seite auf- oder zugeschlossen werden.
Wendeschlüssel statt Kerbenschlüssel
Im Gegensatz zu dem oben beschriebenen Türzylinder mit Kerbenschlüssel gibt es noch hochwertige Schließzylinder mit Wendeschlüsseln. Kerbenschlüssel können nur in einer bestimmten Stellung in das Schloss geschoben werden. Wendeschlüssel weisen Bohrmulden auf und können auch um 180° gedreht in das Schloss gesteckt werden.
Auch wenn Zylinder für Wendeschlüssel bis zu 16 Zuhaltungen aufweisen, funktionieren sie nach demselben Schema wie ein Zylinder mit Kerbenschlüssel.
Lediglich die Stellung des Zylinderkerns, bei der der Schlüssel eingeschoben wird, ist um 90° gedreht. Dass ein Wendeschlüssel-System mehr Sicherheit bietet, ist nach wie vor strittig und nicht zweifelsfrei nachgewiesen.
Bevor ein neuer Profilschließzylinder ausgewählt werden kann, muss genau gemessen werden, wie lange der neue Türzylinder sein muss.
Da das Einsteckschloss nicht immer mittig im Türblatt sitzt, kann es erforderlich sein, dass auch der Schließbart nicht mittig im Profilschließzylinder sitzt.
Deshalb werden bei Profilschließzylindern immer die Zylinder-Innenlänge (A) und die Zylinder-Außenlänge (B) angegeben. Die Werte beziehen sich dabei immer auf die Mitte des Schließbartes, wo sich auch die Gewindebohrung der Befestigungsschraube befindet, und den jeweiligen Außenkanten des Türzylinders.
Um die Zylinderwerte bei einem vorhandenen Schloss zu messen, ist es nicht erforderlich, den Profilzylinder auszubauen.
Man legt einfach ein Lineal, eine Holzleiste oder einen anderen geraden Gegenstand an den Türbeschlag an und misst dann mit einem Zollstock den Abstand zur Mitte der Befestigungsschraube. Diesen Messvorgang führt man auf der Außenseite und der Innenseite der Tür durch und ermittelt die Werte A und B.
Da die Zylinderlängen in 5 mm-Schritten gestaffelt sind, nehmen Sie das Maß, bei dem der Profilzylinder am wenigsten weit aus dem Türbeschlag hervorsteht. Der Überstand des Profilzylinders sollte nicht mehr als max. 3 mm betragen.
Wenn der Schließzylinder weiter hervorsteht, bietet er für Einbrecher zu viel Angriffsfläche für ein gewaltsames Herausbrechen.
Wenn das Türschloss gewechselt werden muss, meinen die meisten Leute nicht die Schließmechanik oder die Türfalle bzw. den Schnapper. Vielmehr meinen sie den Schließzylinder bzw. das Zylinderschloss mit den Schlüsseln. Die restliche Schließmechanik kann unverändert in der Tür verbleiben, was den Wechsel sehr vereinfacht. Die Arbeit ist im Regelfall schnell erledigt, wenn man einen geeigneten Schraubendreher und den passenden Schlüssel zur Hand hat.
Ausbau
Zunächst wird der Schlüssel (1) an der Außenseite der Tür eingesteckt und um ca. 30° nach rechts gedreht (13:00 Uhr-Position). Dadurch fluchtet der Schließbart mit dem Schließzylindergehäuse und steht seitlich nicht mehr hervor. Der Schlüssel wird in dieser Position durch die Kernstifte oder Zuhaltungen sicher im Zylinderkern gehalten.
Anschließend wird bei geöffneter Tür die Halteschraube (2) des Profilzylinders entfernt. Die Schraube befindet sich unterhalb des Verschlussriegels (3) und greift in den unteren Bereich des Profilschließzylinders. Verwenden Sie einen Schraubendreher in geeigneter Größe (4), damit der Schraubentrieb nicht beschädigt wird.
Wenn die Schraube entfernt wurde, kann am Schlüssel gezogen und so der Türzylinder (5) entfernt werden. Falls es dabei hakt, hilft leichtes Drehen am Schlüssel, damit der Schließbart bündig ausgerichtet ist. Bei Bedarf hilft auch sanfter Gegendruck auf der Innenseite des Türzylinders.
Einbau
Um das neue Zylinderschloss einsetzen zu können, stecken Sie den dazugehörigen Schlüssel an der Außenseite ein und drehen ihn, bis der Schließbart bündig zum Schließzylindergehäuse steht. Schieben Sie nun den Schließzylinder von der Außenseite der Tür in die Öffnung des Türbeschlages.
Wenn der Schließzylinder komplett eingeschoben wurde, können Sie durch Drehen am Schlüssel prüfen, ob sich der Türschnapper (Falle) und der Verschlussriegel mechanisch leichtgängig und ohne haken bedienen lassen. Drehen Sie danach die Halteschraube ein und ziehen Sie die Schraube gefühlvoll fest.
Nach dem Befestigen des Türzylinders sind die mechanischen Schließfunktionen noch einmal bei geöffneter Tür zu testen. Wenn alles leichtgängig funktioniert, können die Schließ- und Öffnungsfunktionen auch bei geschlossener Tür kontrolliert werden. Bei einem Doppelzylinder sind die Funktionen an beiden Seiten zu testen.
Wichtig:
Achten Sie beim Einsetzen des neuen Schließzylinders auf das Innen- und Außenmaß, falls die Zylinder-Innenlänge und die Zylinder-Außenlänge unterschiedlich sind. Einige Profilschließzylinder verfügen über einen Aufbohrschutz. Der Schließzylinder muss dann so eingesetzt werden, dass sich der Aufbohrschutz an der Außenseite der Eingangstür befindet.
Beim Umrüsten auf Schließanlagen oder beim Einsatz eines Sicherheits-Türbeschlages kann es erforderlich sein, Türen mit Rundschließzylindern auf Profilschließzylinder umzubauen. Die Montage ist grundsätzlich möglich, bedarf aber ein wenig handwerkliches Geschick.
Ausbau des Rundzylinders
Zunächst muss der Rundzylinder ausgebaut werden. Dazu wird an der Innenseite des Rundzylinders der Schlüssel eingesteckt und um 90° nach links gedreht.
Die Innenseite ist leicht am größeren Kerndurchmesser erkennbar. Anschließend wird ein 1,5 mm Stahldraht an der Oberkante des Schlüssels schräg in das vorhandene Loch geführt und so die Verriegelung der beiden Schließzylinderhälften gelöst.
Danach können die beiden Zylinderhälften auseinandergezogen und entfernt werden.
Bei Bedarf finden sich im Internet einige gut gemachte Videos, die den Vorgang anschaulich zeigen.
Türbeschläge und Einsteckschloss wechseln
Nach dem Entfernen der Türklinken können die alten Türbeschläge und das Einsteckschloss entfernt werden. Nun kann es erforderlich werden, dass die Öffnungen im Türblatt nachgearbeitet werden müssen, da der Profilzylinder und eventuell auch das neue Einsteckschloss einen höheren Platzbedarf haben.
Ist dies erledigt, wird das Einsteckschloss im Türblatt montiert. Danach können die neuen Türbeschläge und die alten Türgriffe angeschraubt werden. Anschließend kann der Profilzylinder eingeschoben und festgeschraubt werden.
Danach müssen die Schließfunktionen der Tür gründlich kontrolliert werden.
Beigefügte Abbildung:
Einsteckschloss (links), Schließzylinder (mitte) und Türbeschlag (rechts).
Was sind gleichschließende Zylinder und verschiedenschließende Zylinder?
Bei gleichschließenden Profilzylindern können mit einem Schlüssel mehrere Schlösser geöffnet oder geschlossen werden. Bei verschiedenschließend Zylindern kann mit einem Schlüssel nur ein Schloss geöffnet oder geschlossen werden.
Was bedeutet Not- & Gefahrenfunktion?
Bei Profilzylindern mit dieser Funktion kann das Schloss mit einem zweiten Schlüssel von außen geöffnet werden, selbst wenn der erste Schlüssel an der Innenseite noch im Schloss steckt und so gedreht wurde, dass er nicht abgezogen werden kann. Bei einem Profilzylinder ohne diese Funktion kann man zwar außen einen Schlüssel in das Schloss stecken, aber nicht weit genug, um ihn auch drehen zu können.
Was ist der Unterschied zwischen Halbzylinder und Knaufzylinder?
Bei einem Halbzylinder kann die Tür nur von einer Seite auf- und zugeschlossen werden. Auf der anderen Seite wird der Türschloss Zylinder durch den Beschlag abgedeckt. Ein Knaufzylinder hingegen ist ein Profil-Doppelzylinder, der auf einer Seite mit einem Schlüssel und auf der anderen Seite mit einem fest montierten Knauf bedient wird. Halbzylinder als auch Knaufzylinder gibt es mit Kerb- oder Wende-Schlüssel.
Was bedeutet Aufbohrschutz?
Bei einem Schließzylinder mit Aufbohrschutz sind an der Vorderseite Stäbe aus gehärtetem Stahl eingearbeitet. Die gehärteten Stahlstifte sollen verhindern, dass mit einem Bohrer das Zylindergehäuse unterhalb des Zylinderkerns aufgebohrt und so die Federmechanik mit den Gehäusestiften und der Kernstiften außer Kraft gesetzt wird.
Was bedeutet Lockpicking?
Unter Lockpicking versteht man das zerstörungsfreie Öffnen von Schlössern ohne den dazugehörigen Schlüssel. Dazu werden Spezialwerkzeuge in den Schlüsselkanal eingeführt und versucht, das Schloss zu öffnen. Die Hersteller der Schlösser versuchen das Lockpicking zu erschweren, indem sie unterschiedlich geformte Gehäusestifte verwenden und zusätzliche Kipphebel und Sperrstifte zur Verriegelung des Zylinderkerns einbauen.
Wofür ist eine Schlüsselkarte erforderlich?
Eine Schlüsselkarte oder auch eine Sicherungskarte bietet ein hohes Maß an Sicherheit. Denn nur nach Vorlage der Sicherungskarte können weitere Schlüssel angefertigt werden. Dadurch wird das unberechtigte Nachfertigen von Schlüsseln effektiv unterbunden.
Was sind Schließanlagen?
Bei Schließanlagen gibt es eine hohe Anzahl von gleichschließenden Schlössern und Schlüsseln. Allerdings sind die Schlüssel und Schlösser in unterschiedlichen Beziehungen zueinander und nicht alle Schlüssel sind im gleichen Maß gleichschließend. Dabei gibt es feine Unterschiede.
Zentralschließanlage:
Die Zentralschließanlage wird am einfachsten ersichtlich, wenn man sich eine kleine Tabelle anschaut, mit welchem Schlüssel welches Schloss geöffnet werden kann:
Schloss | Zentralschlüssel | Hausmeister | Mieter 1 | Mieter 2 | Mieter 3 |
---|---|---|---|---|---|
Garagentor | X | X | X | X | X |
Haustür | X | X | X | X | X |
Wohnung 1 | X | X | |||
Wohnung 2 | X | X | |||
Wohnung 3 | X | X |
System- oder Hauptschließanlage:
Bei diesem Schließanlagen-Typ gibt es ebenfalls einen Hauptschlüssel, der alle Schlösser eines Betriebes sperren kann. Es ist aber nicht erforderlich, dass zum Beispiel der Inhaber eines Büroschlüssels damit auch das Tor am Firmeneingang öffnen kann.
Generalschlüsselanlage:
Bei einer Generalschlüsselanlage gibt es Einzelschlüssel, die jeweils nur ein Schloss sperren können. Dann gibt es Gruppenschlüssel, die mehrere Einzelschlösser sperren können. Die Hauptgruppenschlüssel wiederum können die Schließfunktionen mehrerer Gruppenschlüssel übernehmen. Der Generalschlüssel kann dann alle Schlösser der Schließanlage sperren.
Der große Vorteil bei selbst komplexen Schließanlagen ist die Tatsache, dass mit einem Schlüssel mehrere Schlösser geöffnet werden können. Das erspart das lästige Suchen nach dem jeweils passenden Schlüssel und bringt in Gefahrensituationen einen entscheidenden Zeitvorteil. Allerdings kann der Verlust eines Zentral-, Haupt- oder Generalschlüssels schwerwiegende Folgen haben. Das kann im Extremfall zum Austausch aller Schlösser führen.