Bau der Modellbahn-Infrastruktur: Gleise, Brücken & Tunnel
Aktualisiert: 05.08.2025 | Lesedauer: 7 Minuten | Autor: Peter Bräutigam
Nachdem der Unterbau Ihrer Modellbahnanlage steht und der Geländeverlauf grob skizziert ist, wird es Zeit, sich dem Herzstück zu widmen: der Infrastruktur für den Fahrbetrieb. Die Züge benötigen nicht nur eine Trasse, auf der sie sicher fahren können, sondern auch eine, die sich harmonisch in die zukünftige Landschaft einfügt. Ob über Brücken oder durch Tunnel – die Wege Ihrer Züge sind entscheidend für die Authentizität und den Charme Ihrer Anlage.
Der Bau von Gleisen, Brücken und Tunneln mag zunächst technisch erscheinen, bietet aber eine Fülle an kreativen Möglichkeiten. Es geht darum, die technische Präzision des Gleisbaus mit der Ästhetik des Geländes zu verbinden. Eine sorgfältig geplante und umgesetzte Infrastruktur sorgt nicht nur für einen reibungslosen Betrieb, sondern bildet auch die Grundlage für eine glaubwürdige Miniaturwelt. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen detailliert, wie Sie die Gleis- und Straßentrassen anfertigen, Brücken und Tunnel gekonnt in die Landschaft integrieren und Ihre Gleise schließlich vorbildgetreu einschottern, um die perfekte Illusion zu schaffen.
Die Gleistrassen werden entsprechend dem Gleisplan großzügig aus Sperrholz- oder Tischlerplatten ausgesägt.
Bei der Montage auf dem Rahmen ist darauf zu achten, dass die Trassen richtungsstabil verlaufen und Anstiege sowie Kurven sanft und gleichmäßig ausgeführt werden.
Montieren Sie im Zweifelsfall lieber einen Auflagepunkt mehr, damit die Trasse nicht zwischen zwei Auflagepunkten durchhängt.
Achten Sie beim Gleisbau auch auf die erforderliche Breite der Trassen, damit seitlich vom Gleis genügend stabiles Material vorhanden ist, um Oberleitungsmasten und Signale sicher und dauerhaft am Untergrund befestigen zu können.
Schalldämmung ist wichtig
Da die Unterbaukästen wie Resonanzkörper fungieren, ist bei Anlagen mit hoher Gleisdichte und einer großen Anzahl an Zügen eine vernünftige Schalldämmung der Gleise erforderlich. Ansonsten könnten die Fahrgeräusche der Züge die Sounddecoder in den Lokomotiven übertönen.
Im einfachsten Fall werden die Gleise auf Moosgummi oder Kork verlegt und mit dem Untergrund verklebt. Zudem muss später beim Einschottern der Gleise ein elastisch aushärtender Klebstoff verwendet werden.
Die vormals gerne genutzte Methode, die Gleise mit Nägel oder Schrauben fest mit dem Untergrund zu verbinden, würde den gewünschten Schalldämpfungseffekt wieder zunichtemachen.
Bei Plattenanlagen ohne unterschiedlich hohe Gleistrassen kann auch die komplette Platte mit einer dünnen Styrodurplatte (Trittschalldämmung aus dem Baumarkt) als schalldämmende Zwischenlage beklebt werden
Bereits bei der Verlegung der Gleistrassen müssen die später sichtbaren Brückenelemente und Brückenmauern gesetzt werden. Dies ist zwangsläufig erforderlich, da die Gleisführung über die Brücken erfolgt und nach Beendigung des Gleisausbaus die ersten Probefahrten stattfinden. Schließlich muss auch über die Brücken ein reibungsloser Zugverkehr gewährleistet sein.
Aufgrund der Vielzahl der angebotenen Produkte bzw. Einzelkomponenten lässt sich mit Sicherheit für jede Anlage der passende Brückentyp finden, der später auch perfekt in die Landschaft passt. Zum Teil können die unterschiedlichsten Brückenelemente und Pfeiler zu einer individuellen Eisenbahnbrücke zusammengesetzt werden.
Tunnelbau
Ebenso wie die Brücken und ihre zugehörigen Mauern müssen bereits jetzt die Tunnelportale gesetzt werden.
Wichtig dabei ist, dass nicht nur die frontseitigen Blenden aufgebaut werden. Da später auch ein begrenzter Blick in den Tunnel möglich sein wird, muss an das Portal eine Tunnelröhre anschließen.
Dazu können spezielle Hartschaumfertigteile benutzt werden. Oder man verwendet eine aufgeschnittene Blechdose, die an das Tunnelportal anschließt und im einsehbaren Bereich auf der Innenseite mit Mauerplatten ausgekleidet wird.
Übrigens, die Tunnelröhre sollte so kurz wie möglich und so lange wie nötig sein.
Betrachtende Personen dürfen das Ende der Röhre von außen nicht sehen und im Falle einer Störung ist es vorteilhaft, wenn man leicht an den Zug im Berg herankommt.
Die erste Probefahrt
Wenn die Gleisanlage soweit fertig ist, machen die Züge ihre ersten Probefahrten. Lokomotiven und Waggons müssen mühelos über alle Streckenabschnitte und Weichen rollen, ohne dabei irgendwo anzustoßen, ins Stocken zu geraten oder gar zu entgleisen.
In diesem Zusammenhang ist auch gleich die getroffene Einteilung in unterschiedliche Bahnstromkreise zu prüfen, sowie die störungsfreie Funktion aller Weichen.
Sollten an einigen Streckenabschnitten Störungen auftreten, lassen die sich aufgrund der guten Zugänglichkeit noch leicht beheben. Wenn alles zur Zufriedenheit funktioniert, geht es an die Einschotterung der Gleise.
Unser Praxistipp: Brücken und Tunnel
Die Anfertigung von Brücken und Tunneln bietet ein hohes Maß an Individualität beim Modellbau. Denn durch Kitbashing, also durch das individuelle Verändern von fertigen Bausätzen bzw. durch die Kombination von unterschiedlichsten Elementen, können leicht persönliche Unikate erstellt werden. Diese sind dann nur auf der eigenen Modellbahnanlage zu finden. Wem die Fertigprodukte nicht zusagen, kann sich auch mit Hilfe von Kautschukformen und Gips individuelle Tunnelportale anfertigen.
Unser Praxistipp: Einschottern
Pinnwand-Nadeln fixieren bei Bedarf die Gleise während des Arbeitsschrittes auf der Trasse. Wichtig beim Gleiseinschottern ist, dass der Schotter zwischen den Schwellen nur bis zur Oberkante der Schwellen reichen darf und die Steinchen nicht oben auf den Schwellen festkleben.
Einschottern wie die Profis
Alternativ zu einer Streugutdose, deren Handhabung etwas Übung erfordert, kann der Schotter auch mit einem Schotterverteiler aufgebracht werden.
Der Schotterverteiler wird auf die Schienen aufgesetzt und formt mit Hilfe einer Schablone den Schotter rund um das Gleis.
Die Schotterverteiler gibt es für alle gängigen Spurweiten. Das Ergebnis ist ein perfekt aufgebautes Schotterbett. Selbst weniger versierte Modellbahn-Begeisterte erzielen mit einem Schotterverteiler ohne großen Aufwand hervorragende Ergebnisse.
Wichtig!
Beim Einschottern muss darauf geachtet werden, dass Weichen, Signale und sonstige beweglichen Teile in Schienennähe nicht durch die Schottersteinchen in ihrer Funktionalität beeinträchtigt werden.
Aus diesem Grund sollte man alle beweglichen Teile (Weichenzungen, Herzstücke und Antriebsmechanik) vor dem Einschottern sorgfältig mit Malerkrepp oder speziellem Abdeckband abkleben. So kann man den Schotter rund um die Weiche präzise aufbringen, ohne die Funktionalität zu gefährden.
Außerdem sollten vor dem weiteren Ausbau der Anlage ausgiebige Probefahrten durchgeführt werden.
Für eine perfekte Schienenoptik
Um im Modellbau bei der Gleistrasse eine vorbildgetreue Optik zu erzielen, werden die blanken Schienen mit einem Pinsel innen und außen mit einem braunen Farbfinish bestrichen. Variieren Sie dabei im Streckenverlauf der Schienentrasse hin und wieder den Farbton und verwenden Sie auch dunklere Farben.
Dadurch lassen sich zusätzliche Verschmutzungen der Schienen mit Ruß oder Ölrückständen perfekt nachbilden. Farbreste auf der Oberseite der Schiene können mit einem Stück Holz oder Karton grob entfernt werden.
Die noch feuchte Farbe wird anschließend mit einem gröberen Borstenpinsel im Schienenbereich auf den Schwellen verwischt. So entsteht der Eindruck, als ob der Rost von den Schienen durch das Regenwasser auf die Schwellen gespült wurde.
Wenn die Farbe getrocknet ist, muss mit einem Reinigungsblock die Lauffläche der Schienen wieder blank gerieben werden.