Überwachungskamera mit Raspberry Pi » Livebild als RTSP Stream
Veröffentlicht: 18.03.2024 | Lesedauer: 13 Minuten
Der Markt für Videoüberwachungslösungen wächst rasant. Und auch für Privathaushalte gibt es längst eine breite Palette an möglichen Systemen, um das Eigenheim bestmöglich zu sichern. Allerdings erfordern diese kommerziellen Systeme auch oft einen Cloud-Zugang und die weitere Datennutzung kann unklar sein. Wer diesbezüglich alle Unwägbarkeiten und Risiken vermeiden will, der kann mit einer oder mehrerer Kameras, dem Raspberry Pi sowie einer entsprecheneden freien Software selbst ein sicheres Überwachungssystem erstellen, bei dem keine Daten an Dritte übertragen werden.
In unserem Ratgeber zum Raspberry Pi finden Sie allgemeine Informationen rund um den kleinen Einplatinencomputer. Von Aufbau und Installation bis hin zu den verschiedenen Varianten des Raspberry Pi geben wir einen Einblick in die Welt des Raspi.
- Raspberry Pi: z.B. den Pi 3 oder Zero (der Raspberry Pi Zero besitzt einen anderen Anschluss für das Flachband vom Kameramodul; hier wird ein Adapterkabel benötigt)
- USB-Netzteil zur Stromversorgung
- SD-Karte
- Kamera: über Flachband am I²C angeschlossen oder USB-Kamera (ideal: Kamera mit Infrarot-Zusatzlicht für den Nachtbetrieb)
Haustierüberwachung
Beobachten von Haustieren, während man nicht zuhause ist durch Einrichten einer Webcam im Heimnetzwerk (z.B. mit Livestream aufs Smartphone)
Haussicherheit
Überwachung des Eigenheims inkl. Haustür, um Besucher zu sehen, aber auch Einbrüche oder Vandalismus zu erkennen.
Gartenüberwachung
Überwachung des Gartens oder der Einfahrt, um Aktivitäten im Freien (z.B. potenzielle Eindringlinge oder Wildtiere) im Auge zu behalten.
Babyüberwachung
Verwendung als Babymonitor (Alternative zum klassischen Babyphone), um Babys im Auge zu behalten – mit Bewegungs-Benachrichtigung.
Fahrzeugüberwachung
Verwendung als Dashcam, z.B. um ein gepartes Auto zu überwachen (Diebstahl, Vandalismus). Kann im Fall eines Unfalls auch als Beweismittel dienen.
Naturbeobachtung
Beobachtung von Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum oder Naturphänomenen (z.B. Sonnenaufgang, Tiermigration).
- Automatische Bewegungserkennung durch Änderung des Bildes
- Automatische Bildaufnahme sowie Abspeichern auf der SD-Karte
- Ggf. Versenden des Bildes per E-Mail
- Infrarot-LEDs für Nachtaufnahmen
- Solarzelle zur Stromversorgung oder zur Unterstützung von Batterie bzw. Akku
Der erste Schritt ist denkbar einfach. Eine USB-Kamera wird einfach in einen freien USB-Port eingesteckt, dafür muss nichts in den Einstellungen geändert werden.
Verwendet man eine USB-Webcam, kann man mit folgenden Befehle im LX-Terminal überprüfen, ob die Kamera erkannt wurde und einsatzbereit ist:
lsusb
>> Zeigt alle angeschlossenen USB-Geräte.
ls /dev/video*
>> Zeigt alle Videogeräte / Kameras an.
v4l2-ctl -V
>> Zeigt die Eigenschaften der Kamera an.
Option: Kamerasteuerung per VLC Media Player
Beim Raspberry Pi OS (früher: Raspbian) wird seit der Veröffentlichung der Buster-Version 2019 auch der VLC Player mit installiert (bei den Unterhaltungsmedien zu finden).
Wenn man also einen Fernseher oder anderen Bildschirm per HDMI-Kabel mit seinem Raspberry Pi verbunden hat, kann man den Media Player verwenden, um auf die Kamera zuzugreifen – und so die Steuerung per LX-Terminal umgehen.
Dafür einfach beim Player “Medien / Medium öffnen” anklicken und beim Aufnahmegerät die “Video camera” auswählen. Sobald “Wiedergabe” gedrückt wird, erscheint die Kameraansicht. Unter dem Menü “Video” kann man einen “Videoschnappschuss” machen, der dann automatisch im Ordner pi/Bilder abgelegt wird.
Hat man keine USB-Kamera, kann man auch ein “einfaches” Kameramodul (ohne IR) verwenden, das per Flachband an den I²C-Bus der Raspberry Pi angesteckt werden kann.
Um das Flachbandkabel einzustecken, muss man zuerst die Plastikhalterung des Raspberry Pi (im Bild: die weiße) etwas anheben. Dann kann man das Kabel einführen und danach die Halterung wieder reindrücken.
Dabei muss der Kontaktstreifen (die silbernen Kontakte) zum HDMI-Anschluss zeigen.
Dass keines der Geräte während des Vorgangs mit Strom versorgt wird, sollte sich dabei von selbst verstehen.
Eine Kamera wird vom Raspberry Pi grundsätzlich unterstützt.
Verwendet man allerdings eines der offiziellen Kameramodule, die über die CSI-Schnittstelle (Camera Serial Interface) angeschlossen werden, muss man zunächst die Kameramodulunterstützung aktivieren. Dafür sind zwei Optionen möglich:
- über "Start" > "Einstellungen" > "Raspi Konfig"
- über das LX-Terminal mit dem Befehl
sudo raspi-config
und dort die Kamera auf "Aktiviert" (Enabled) setzen
Bei der Gelegenheit sollte man SSH auch direkt auf "Enabled" setzen, um einen Fernzugriff über das Heimnetz zu ermöglichen.
Damit man die Befehle nicht dauernd am Raspberry Pi selbst eingeben muss, empfiehlt es sich, einen SSH-Zugriff einzurichten. SSH (Secure Shell) ist ein Netzwerkprotokoll, das eine sichere Verbindung zu einem entfernten System herstellt und die Interaktion über eine verschlüsselte Verbindung ermöglicht.
Fernsteuerung per Mobilgerät oder PC
So kann man schlussendlich auch aus der Ferne auf die Überwachungskameras zugreifen und Befehle komfortabel ohne Monitor und Tastatur sowie von jedem beliebigen Computer aus eingeben.
Dafür verwendet man idealerweise SSH-Programme wie PuTTY (Windows) oder Terminal (macOS oder Linux), die man üblicherweise kostenlos herunterladen kann. Es gibt praktisch für alle Systeme passende Clients – auch SSH-Apps für Tablets oder Smartphones.
1. SSH aktivieren: Konfiguration im Betriebssystem
Dort gibt man nun die IP-Adresse seines Raspberry Pi ein. Diese wird im LX-Terminal angezeigt, wenn man folgenden Befehl eingibt:
hostname -I
Dementsprechend wird jede IP ein wenig anderslauten.
Anschließend unten auf "Open" klicken.
Schützen Sie unbedingt Ihre Verbindung!
Es ist wichtig, den SSH-Zugriff sicher zu konfigurieren, um unbefugten Zugriff auf Ihr System zu verhindern. Durch die Implementierung folgender Sicherheitsmaßnahmen können Sie die Integrität und Sicherheit Ihrer SSH-Verbindung gewährleisten:
- Verwendung sicherer Passwörter
- Aktivierung von Public-Key-Authentifizierung
- Verwendung von Firewalls
- Regelmäßige Updates und Patches durchführen
- Standard-SSH-Port (22) ändern, um Portscanner abzuhalten
- Empfehlung: Zugriff auf SSH nur für autorisierte Benutzer
2. Anmeldung – Verbindung herstellen
Falls die Meldung erscheint “Es gibt keine Garantie, ob das der Rechner ist…” wird dies einfach mit "Ja" akzeptiert.
Das Eingabefenster öffnet sich, als nächstes erfolgt nun die Anmeldung.
Zuerst funktioniert das mit dem Login-Namen “pi” und dann mit dem Standard-Passwort. Bei Fernzugriff sollte man auf jeden Fall das Standard- Passwort “raspberry” abändern. Auch das kann abgeändert werden unter:
“Start" > "Einstellungen" > "Raspi Konfig”
Auch hier kann man wieder die beiden Befehle
ls /dev/video*
und
v4l2-ctl -V
eingeben und die Ausgabe überprüfen, ob die Kamera erkannt wurde:
3. WLAN-Zugriff freigeben (Tipp für bessere Fernsteuerung)
Wenn man auch außerhalb des heimischen WLANs Zugriff auf den Raspberry Pi haben möchte, muss man anschließend noch eine Freigabe für Port 22 (oder wie auch immer man den Port umbenannt hat) im hauseigenen Router einrichten.
Bei Raspberry Pi OS (früher: Raspbian) hat der Raspberry Pi die Befehle “raspistill” und “raspivid” bereits als sog. “command line tools” an Bord. Mit diesen beiden Befehlen kann man vom (LX-Terminal) Eingabeterminal aus Bilder und Videos erstellen:
https://www.raspberrypi.org/documentation/usage/camera/raspicam/
Eine weitere nennenswerte Funktion ist “time-lapse”: Damit werden in regelmäßigen Zeitabständen Bilder aufgenommen und gespeichert. Die Bilderserie kann man anschließend zu einem Time-Lapse-Video zusammenfügen. Damit das klappt, schreibt man am besten ein eigenes Script, das festlegt, in welchen Abständen die Kamera auslösen und wie lange die Aufnahme insgesamt dauern soll.
Das ergibt tolle Effekte – gerade, wenn es über mehrere Monate erstellt wird. Also etwa den Wechsel der Jahreszeiten dokumentiert, einen Hausbau oder was Wachstum von Pflanzen. Auch schön: Einfach mal auf die Couch richten, um sich selbst im Zeitraffer anzusehen.
Über das LX-Terminal kann man jetzt vom PC aus (über SSH) mit den Befehlen “raspistill” und “raspivid” Bilder und Videos aufnehmen, sowie auch Zeitraffervideos erstellen:
Mit “raspistill” können Bilder erzeugt werden und mit der Option -o (Output Filename) wird der Dateiname festgelegt. Mit dem folgenden Befehl wird also ein Bild aufgenommen und unter dem Namen “Bild.jpg” abgespeichert:
raspistill -o Bild.jpg
Dabei wird zuerst etwa 5 Sekunden lang eine Vorschau geöffnet und dann das Bild erstellt. Dieses befindet sich dann im Verzeichnis “home/pi”.
>> Bild ausrichten
Wenn, wie in unserem Beispiel, die Kamera mit dem Flachbandkabel einfach auf dem Tisch liegt, steht das Bild auf dem Kopf. Das ist aber kein Problem, denn: das Bild kann mit -vf (vertikal) oder -hf (horizontal) gedreht werden:
raspistill -vf -o Bild1.jpg
raspistill -hf -o Bild1.jpg
>> Vorschau abschalten
Da man die Vorschau über SSH ja sowieso nicht sieht/sehen würde, kann man sie einfach abschalten – auch um Ressourcen zu sparen und die Leistung des Raspberry Pi zu optimieren. Dafür hängen wir die Option -n ("--nopreview") an:
raspistill -n -o Bild2.jpg
>> (Test-)Ordner erstellen
Nun erstellen wir einen Ordner “Test” und speichern unser Bild in diesem Verzeichnis ab:
mkdir Test
raspistill -o /home/pi/Test/Bild3.jpg
b) Time-Lapse-Video erstellen
Nun zur time-lapse Funktion: Da es im Prinzip um das Zusammenfügen einer Serie lauter Einzelbilder geht, die in regelmäßigen zeitlichen Abständen voneinander aufgenommen wurden, verwendet man auch für die Erstellung eines Zeitraffervideos den Befehl “raspistill” – mit den folgenden Optionen:
- "-tl" steht für "time lapse" und definiert das Zeitintervall zwischen den Aufnahmen in Millisekunden. Zum Beispiel "-tl 3000" für ein Intervall von 3 Sekunden.
- "-t" steht für "time" und definiert die Gesamtdauer der Aufnahme in Millisekunden. Zum Beispiel "-t 60000" für eine Gesamtdauer von 60 Sekunden.
- "-q" steht für "quality" und definiert die Bildqualität der Aufname. Zum Beispiel "-q 80" für eine Bildqualität von 80 Prozent.
Beispiel:
Wir wollen eine Minute lang alle 10 Sekunden ein Bild machen. Der Name der Datei “Bild_000.jpg” soll dabei einfach laufend durchnummeriert werden:
raspistill -t 60000 -tl 10000 -o Bild_%03d.jpg
Wenn eine niedrigere Auflösung genügt, kann man noch die Qualität und damit die Größe der Datei verringern:
raspistill -t 60000 -tl 10000 -o Bild_%03d.jpg -q 60
So können mehr Bilder auf dem Speichermedium gespeichert werden.
Mit einer größeren SD-Speicherkarte oder einem angeschlossenen USB-Stick bzw. einer externen Festplatte kann man so relativ schnell eine einfache Überwachung realisieren.
Prozess-Automatisierung: Bash File
Um den Prozess zu automatisieren, kann man ein Bash-Skript (Bourne Again Shell) verwenden. Und über ein Bash-File könnte auch das Datum und die Uhrzeit mit in den Dateinamen eingebaut werden, damit die Bilder am Ende in chronologischer Reihenfolge gelistet werden. Oder man erzeugt jeweils einen Ordner mit dem Datum, in dem die Bilder abgespeichert werden.
Um alle Optionen zu sehen, gibt man nur den folgenden Befehl ein – ohne weitere Argumente:
raspistill
Analog zu raspistill gibt es den Befehl “raspivid” zum Erstellen von Videos. Das Format ist h264, das der VLC Player im Raspberry Pi OS (früher: Raspbian) aber wiedergeben kann. Will man die “h264” allerdings in mp4- Dateien umwandeln, findet man dafür eine Vielzahl kostenloser Tools.
Mit folgendem Befehl wird also ein Video erzeugt, das in der Default Einstellung wieder 5 Sekunden lang ist:
raspivid -o video.h264
>> Video drehen & Länge einstellen
Natürlich ist auch das Video drehbar mit -vf (Vertical Flip) und -hf (Horizontal Flip).
Und über -t (Time) kann man auch die Länge des Videos bestimmen (z.B. 10 Sekunden):
raspivid -t 10000 -vf -o video2.h264
raspivid -t 10000 -hf -o video2.h264
>> Aufnahmedauer & Pausen einstellen
Mit der Option -td (Timed) kann man die Aufnahmedauer x und die Dauer der Pause y einstellen ("-td x,y"). In dem Beispiel wird 10 Sekunden lang aufgenommen, und zwar immer 1 Sekunde aufnehmen mit einer halben Sekunde Pause anschließend:
raspivid -t 10000 -td 1000,500 -o video3.h264
>> Video segmentieren
Mit “segment” -sg kann man Videos splitten. So kann man sich aus einer Aufnahme mit der Gesamtdauer -t (hier 12 Sekunden) eine Vielzahl einzelner Videos von jeweils -sg (hier 3 Sekunden) erzeugen lassen:
raspivid -t 12000 -sg 3000 -o video%04d.h264
>> Ein aussagekräfitger Dateiname (z.B. Uhrzeit) vereinfacht die Suche erheblich.
Nachfolgend noch jeweils ein einfaches Beispiel zur Programmierung in Python – eine Alternative zu den oben beschriebenen Befehlen, welche ja direkt über die Kommandozeile ausgeführt werden.
Die Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten – Programmierung in Python oder schnelle und einfache Direkteingabe über die Kommanozeile – hängt von den Projektanforderungen ab und der Frage, wie viel Anpassungsmöglichkeiten benötigt werden. Denn die Verwendung von Python zur Steuerung bietet mehr Flexibilität und Kontrolle über die Kamerafunktionen und ermöglicht es, komplexe Abläufe zu programmieren.
Bilder erstellen
Bilder werden mit dem Befehl “capture” erzeugt. Die Auflösung wird in diesem Beispiel hier reduziert auf 800*600 und die Voransicht wird für 2 Sekunden aktiviert:
Hier das Programm:
import picamera
from time import sleep
cam = picamera.PiCamera()
try:
cam.resolution = (800, 600)
cam.start_preview()
sleep(2)
cam.stop_preview()
cam.capture('/home/pi/test.jpg')
finally:
cam.close()
Videos erstellen
Videos werden mit dem Befehl “start_recording” und “stop_recording” erzeugt.
Hier wird zuerst die Voransicht und dann das Video gestartet. Nach einer Wartezeit von 10 Sekunden wird die Aufnahme und auch die Ansicht beendet.
Hier das Programm:
import picamera
from time import sleep
with picamera.PiCamera() as cam:
cam.start_preview()
cam.start_recording('/home/pi/film.h264')
cam.wait_recording(10)
cam.stop_recording()
cam.stop_preview()
cam.close()
>> Die beiden Programme können am einfachsten in die “Thonny Python IDE” (Editor zum Programmieren von Python und MicroPython) reinkopiert und ausgeführt werden. Dieser Editor ist bei Raspberry Pi OS bereits integriert, es gibt ihn aber auch für verschiedene Betriebssysteme zum Download.
Text einblenden
Python-Programme bieten aber noch deutlich mehr Möglichkeiten: So kann man etwa einen beliebigen Text oder auch Datum und Uhrzeit im Video einblenden. – in unserem Beispiel “Hello World” über dem Globus.
Dazu fügt man diese Zeilen ein:
cam.annotate_text_size = 160
cam.annotate_text = 'Hello world!'
Python-Programmierung im LX-Terminal ausführen
Wenn man die Python-Datei beispielsweise unter dem Namen camera.py speichert (unter /home/pi) dann kann man im LX-Terminal das Programm mit folgendem Befehl starten:
python3 camera.py
Dann fügt man in der ersten Zeile im Python-Programm diesen “Shebang” (Zeile am Skriptanfang, die den Interpreter festlegt: Python3) ein:
#!/usr/bin/env python3
und macht die Datei “ausführbar” mit dem Befehl:
sudo chmod +x camera.py
Dann kann man das Python-Programm in die Autostart-Datei eintragen, damit es automatisch nach dem Hochfahren startet: Dazu editiert man die Datei rc.local mit dem Befehl:
sudo nano /etc/rc.local
und fügt den Programmaufruf ein (aber vor dem Befehl “exit 0”)
sudo python3 /home/pi/camera.py &
>> Und schon kann man die Überwachungskamera über eine einfache Zeitschaltuhr steuern!
Idee: Kamera automatisch starten – per Zeitschaltuhr
Dazu platziert man die Zeitschaltuhr einfach zwischen der Steckdose und dem Netzteil des Raspberry Pi/der Kamera und programmiert sie nach einem gewünschten Zeitplan, um die Stromversorgung entsprechend an- oder auszuschalten.
Der in die Autostart-Datei (s.o.) eingefügte Befehl "sudo python3 /home/pi/camera.py &" wird auf dem Raspberry Pi ausgeführt und startet – getriggert durch das Hochfahren – automatisch das Python-Skript, das die Kamera steuert. So können Sie die Kamera automatisch zu bestimmten Zeiten aktivieren und steuern, ohne dass Sie jedes Mal manuell eingreifen müssen.
Nun wollen wir uns das Livebild am Rechner beziehungsweise am Handy ansehen:
Option 1: RTSP – Real Time Streaming Protocol
Die folgende Zeile (also in einem Stück) wird im LX-Terminal am Raspberry eingegeben (oder einfacher über SSH gesendet):
raspivid -o - -t 0 -n -w 320 -h 240 -fps 30| cvlc -vvv stream:///dev/stdin --sout '#rtp{sdp=rtsp://:8000/}' :demux=h264
Am Rechner (in unserem Beispiel: Windows 10) startet man den VLC Player, öffnet den Netzwerkstream (Ctrl+N) und gibt folgende Zeile ein (natürlich muss auch hier die IP an den Raspberry Pi angepasst werden):
rtsp://192.168.178.59:8000/
>> Damit bekommt man ein Livebild mit 320*240 über den Port 8000. Die Übertragung ist zwar nicht ganz Live, aber nur ein klein wenig zeitversetzt. Mit Ctrl+C am Raspberry kann die Übertragung wieder beendet werden.
Option 2: HTTP – Hypertext Transfer Protocol
Für die HTTP-Variante wird am Raspberry im Terminal – auch am Stück – das Folgende eingegeben:
raspivid -o - -t 0 -vf -hf -w 800 -h 400 -fps 24 |cvlc -vvv stream:///dev/stdin --sout '#standard{access=http,mux=ts,dst=:8160}' :demux=h264
Auch hier startet man den VLC Player und öffnet am Rechner den Netzwerkstream:
http://192.168.178.59:8160/
>> Wie im Bild zu sehen ist, hat das auch über ein Android-Handy funktioniert (das Bild wurde erneut umgedreht, da die Kamera andersherum liegt).
Hier nimmt die Kamera vom Raspberry den Globus auf und zeigt das Bild über (den rosafarbenen) HDMI auf dem Fernseher an. Gleichzeitig wird das Bild an das Handy gestreamt, das unten vor der Tastatur liegt und in dem der VLC Player läuft.
Vor- und Nachteile der beiden Varianten
RTSP
+ speziell für Echzeitübertragungen entwickelt
+ unterstützt verschiedene Codecs
+ bessere Unterstützung für Multicast-Übertragungen
+ geringere Latenzzeiten
+ untersützte Funktionen: Play, Pause, Stop, Rewind
- spezielle Client-Software erforderlich
- kann zu Kompatibilitätsproblemen führen
- möglicher Block durch Firewalls
HTTP
+ kompatibel mit den meisten Systemen, Geräten & Anwendungen
+ Firewall-kompatibel
+ einfach zu implementieren
- primär für Abruf von Webseiteninhalten entwickelt
- begrenzte Steuerungsfunktionen
- mögl. schlechtere Performance bei Live-Übertragungen
- höherer Ressourcenverbrauch auf Serverseite
- Schwierigkeiten bei der Audio-Video-Synchronisiserung
Es gibt ein komplettes Image für den Raspberry Pi mit einem Mega-Feature: das motionEyeOS.
Was ist ein Image?
Bei Raspberry Pi bezieht sich der Begriff "Image" auf eine komplette Kopie des Betriebssystems, die auf einer SD-Karte oder einem anderen Medium gespeichert werden kann. Ein Image enthält das Betriebssystem sowie alle erforderlichen Dateien und Einstellungen, um einen Raspberry Pi zu betreiben.
Images werden normalerweise von der Raspberry Pi Foundation oder der Community bereitgestellt, um schnell und einfach ein Betriebssystem zu installieren, ohne es manuell konfigurieren zu müssen.
motionEyeOS ist quasi eine Art Videoüberwachungs-Zentrale und vielleicht die benutzerfreundlichste Möglichkeit, aus einem Raspberry Pi ein Überwachungssystem zu machen – es wurde speziell dafür entwickelt. Man kann mit sehr wenig Konfigurationsaufwand mehrere Kameras anschließen und über Webbrowser, Handy oder Tablet steuern bzw. IP-Kameras konfigurieren, um deren Bild- und Videomaterial zu verwalten.
Eine der vielleicht prominentesten Funktionen ist die Bewegungs- erkennung, welche automatisch eine Aufnahme startet und auf Wunsch eine Emailbenachrichtigung verschickt. Außderm besitzt motionEyeOS neben vielen weiteren spannenden Funktionen auch eine Zeitschaltuhr.
Einfache Einrichtung und Installation
Wer genau solche Funktionen sucht: Einfach Image aufspielen, ein paar Einstellungen vornehmen – fertig.
Dazu wählt man hier nur das entsprechende Release aus.
Nach dem Herunterladen und Entzippen hat man eine .img-Datei. Diese wird am besten mit dem Win32DiskImager auf die SD Karte geschrieben.
Um nun noch die WLAN-Verbindung des Gerätes zu konfigurieren, fehlt noch eine Datei namens “wpa_supplicant.conf”. Diese enthält Informationen über das WLAN-Netzwerk, mit dem sich das Gerät verbinden soll, einschließlich SSID (Netzwerkname) und Passwort.
1. WLAN-Verbindung herstellen
Diese Datei muss mit einem (Text-)Editor erstellt werden. Hier aber die eigene SSID (den Router) und das eigene Passwort eingeben:
country=DE
update_config=1
ctrl_interface=/var/run/wpa_supplicant
network={
scan_ssid=1
ssid="FRITZ!Box 7590 HY"
psk="passwort"
}
2. Login für Admin-Rechte
Die Datei wird dann ebenfalls mit auf die SD- Karte kopiert. Dann wie gehabt die SD in den Raspberry stecken und starten.
Nach kurzer Zeit erscheint auf dem Bildschirm “login:”
Daraufhin kann man am PC den Browser starten und die IP-Adresse des Raspberry Pi eingeben – in unserem Beispielfall also die 192.168.178.59.
Im nun erscheinenden Login-Fenster sind oben links nun zwei Einstellungen zu sehen: “settings” und “switch user”. Das rechte anklicken und einloggen mit:
Username: admin
Passwort: (hier gar nichts eintragen)
Denn als Administrator werden einem links bei den Settings nun deutlich mehr Einstellungen freigegeben.
3. Generelle Einstellungen festlegen
Unter “General Settings” setzt man die Time Zone auf Europe/Berlin und unter “Video Device” kann man die “Video Resolution” ein bisschen höher setzen, die “Frame Rate” auf 10 und die "Video Rotation" auf 180° – auch das kann die Software.
Unter “Video Streaming” findet man “Useful URLs”, wie z.B. die URL für die Live-Ansicht. Diese kann man z.B. im Handy als Link in seinem Browser speichern, um jederzeit schnell Zugriff zu haben. Hier sieht die Adresse so aus:
http://192.168.178.59/picture/1/frame
4. Motion Detection einrichten
Die Motion Detection ist standardmäßig bereits eingeschaltet. Das bedeutet, klickt man im Live-Bild oben rechts auf “open movie browser”, sieht man einige Videos, die die Software bereits aufgezeichnet hat. Diese kann man direkt als MP4 herunterladen.
Unter “Motion Detection” kann man die “Frame Change Threshold” auf 5 Prozent hochsetzen, damit die Kamera nicht sofort aufnimmt, wenn sich nur ein Blatt im Wind bewegt.
Die “Motion Gap” wurde auf 10 Sekunden heruntergesetzt – d.h. wird 10 Sekunden lang keine Bewegung erkannt, endet die Aufnahme. Wenn kurz danach eine neue Bewegung erkannt wird, wird einfach eine neue Datei erstellt.
Und das Gute ist: Die Software funktioniert auch mit den meisten USB-Kameras, und zwar gleichzeitig mit einem Kameramodul (dafür wird aber ein starkes Netzteil benötigt).
Am Tag sieht alles ok aus, aber nachts sieht man leider nichts mehr. Die Verwendung von Infrarot-Technologie ermöglicht es der Kamera, auch bei Dunkelheit klare Bilder aufzunehmen, da sie Infrarotlicht nutzen kann, das für das menschliche Auge unsichtbar ist. Dies ist besonders wichtig für die Sicherheit und Überwachung in Bereichen, in denen es keine natürliche Beleuchtung gibt.
Deswegen folgt jetzt der Test der Infrarot-Kamera (IR) für Nachtaufnahmen.
Zuerst muss man die beiden IR-Beleuchtungseinheiten montieren. Aber wie herum? Mit dem Digitalmultimeter (DMM) kurz gemessen, sieht man, dass die Kontakte übers Kreuz verbunden sind. Das bedeutet, dass die beiden IR-Einheiten immer richtig angeschlossen, wenn sie nach vorne schauen.
>> Das nebenstehende Bild zeigt, wie der Globus bei Nacht aussieht – bei völliger Dunkelheit im Zimmer. <<
Diese Bildqualität genügt für Aufnahmen rund ums Haus oder aus dem Kinderzimmer (Beispiel: Babymonitor). Will man aber beispielsweise nachts Tiere in der freie Natur oder im Garten aufnehmen, benötigt man einen richtig starken IR-Scheinwerfer.